Körperbild und Persönlichkeit. Die klinische Evaluation des Körpererlebens mit der Körperbild-Liste.

Dieses Buch ist eine jener geistigen Errungenschaften, die man sofort nach Erhalt als schon "ewig" zur eigenen Standardbibliothek gehörend empfindet. Man wundert sich nur, dass so ein grundlegendes Werk nicht schon früher "erfunden" wurde.

Buchtitel: Körperbild und Persönlichkeit. Die klinische Evaluation des Körpererlebens mit der Körperbild-Liste.
AutorInnen: Küchenhoff J. u Agarwalla P. 
Verlag: Springer
Erschienen: 2012

Zum Inhalt

Das Buch schildert im Grundlagenteil u.a. die Entwicklung des Körperselbst (mit z.B. der wichtigen Unterscheidung zwischen dem semiotischen, also noch sehr atmosphärischen, und dem symbolischen Körpererleben oder mit der interessanten Ausführung über den Zusammenhang von Körperbild, Selbstbild, Objekterfahrung und Repräsentation bei Hypochondrie, Konversion, Selbstverletzung etc.) und  setzt fort mit einer Beschreibung der Methoden der empirischen Erfassung des Körpererlebens (beeindruckend z.B. die Verwendung von projektiven Verfahren wie dem Rorschach-Test, oder dem Körperskulpturtest). Der zweite Teil befasst sich mit der eingehenden Darstellung der Körperbild-Liste, die aus dem Strukturbegriff der Operationalisierten Psychodynamischen Diagnostik entwickelt wurde und das Körperbild in vier Hauptdimensionen beschreibt: Wahrnehmen und Erleben des eigenen Körpers, Wahrnehmen und Erleben der Bezugspersonen in ihrer Körperlichkeit, die körperliche Kommunikation und die Inanspruchnahme des Körpers zur psychischen Regulation ( z.B. die Selbstwertregulation durch den Körper in Form von positiver Wechselwirkung zwischen Körperumgang und Selbstwertgefühl am einen Pol, die Selbstmanipulation durch operative Eingriffe oder die körperliche Verwahrlosung am anderen Pol). Diese Dimensionen werden sowohl inhaltlich detailliert ausgeführt, als auch entsprechend den Gütekriterien (Reliabilität, Validität etc.) analysiert. Im folgenden Kapitel wird die klinische Anwendung der Körperbild-Liste anhand eines kasuistischen Beispiels demonstriert, gefolgt von einem Einblick in das Erleben des körperbezogenen psychodynamischen Interviews aus der Patientenperspektive.

Das Buch gehört tatsächlich zur Standardausrüstung von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, es bietet eine zusätzliche Betrachtungsmöglichkeit der im jeweiligen Fall vorliegenden Pathologie und ihrer Abbildung auf das Körpererleben (wobei es immer vier Abstufungen gibt: Gut, Mäßig, Gering, Desintegriert entsprechend den Reifestufen der Strukturbeurteilung). Es liefert auch entwicklungsdiagnostisch wertvolle Hinweise (etwa: wird der Körper als belebt und vital empfunden oder als eingefroren erlebt und  werden Teile des Körpers als nicht zugehörig empfunden?), sodass es durchaus mit Gewinn auch Psychologen, Pädagogen zur Hand nehmen werden, weil  es leicht einsehbar ist, dass in jeder Fallarbeit etwa das Körperselbst und die Körperidentität  (zwei der Subkategorien der Hauptdimensionen) eine wichtige Rolle spielen. Es empfiehlt sich, das Buch in Griffweite zu halten! 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
29.05.2012
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/koerperbild-und-persoenlichkeit-die-klinische-evaluation-des-koerpererlebens-mit-der-koerperbild-li.html
Kostenpflichtig
nein