Wichtiges Zeichen für Netzneutralität aus den USA

Manchmal stehen auf dieser Welt extrem langweilige und dröge klingende Begriffe für etwas unglaublich Wichtiges. Paradebeispiel dafür ist "Netzneutralität". Die ist wirklich wichtig - und in den USA ist jetzt ein wegweisendes Urteil gefällt worden.

Die Grundlage des Internets

Die Welt des Internets besteht aus vielen kleinen Paketen. Egal ob Sie einen Wikipedia-Artikel lesen, Facebook aufrufen, ein Video ansehen oder Bilder hochladen: alle diese Informationen werden in kleine Pakete aufgeteilt, mit wichtigen Metadaten versehen und dann physisch über die unterschiedlichen Leitungsmedien versendet oder empfangen. Der allerwichtigste Grundsatz bei dieser Systematik lautet: Jedes Paket ist GLEICH. Es ist also vollkommen egal, ob die "Nutzlast" eines Datenpakets ein Skype-Anruf oder ein Tweet ist - bei der Datenübertragung haben beide die absolut gleiche Wertigkeit. Rein theoretisch muss das nicht so sein - und da liegt der Hund nun begraben.

Überholspuren für Mehrzahler

Wenn man möchte, könnte man jedes der Datenpakete im Internet bei der Übertragung genauer betrachten (das nennt sich dann Deep Packet Inspection / DPI). Diese DPI würde es ermöglichen, die Pakete von einzelnen Teilnehmern bevorzugt zu behandeln. Die Auswirkung davon wäre, dass Seiten- und Dienstbetreiber nach entsprechenden Zahlungen an die Provider davon ausgehen können, dass ihre Datenpakete vor anderen und somit schneller übertragen werden. Das widerspricht aber einem der wichtigsten Grundsätze des Internets: dem nämlich, dass es für alle da sein soll. Wird die Netzneutralität aufgegeben (was vor allem von Providern auf der ganzen Welt gefordert wird), können richtiggehende "Überholspuren" für jene Dienste eingerichtet werden, die sich diesen Service am meisten kosten lassen. Auf der Strecke bleiben dabei natürlich freie und gemeinnützige Dienste, sowie kleinere Unternehmen.

USA als Vorreiter

Die FCC ("Federal Communications Commission", US-Telekommunikationsaufsicht) hat letzte Woche beschlossen, Breitbandnetze stärker zu regulieren. In dieses Reglement wurde auch ausdrücklich übernommen, dass die Provider solche Überholspuren nicht anbieten dürfen und auch der umgekehrte Weg (das Verlangsamen von anderen Diensten) nicht erlaubt ist. Die FCC geht dabei sogar so weit, die Internetanbieter als "common carrier", also "öffentliche Verkehrsträger" zu führen, was die Anbindung ans Internet nicht mehr als Dienstleistung, sondern als Infrastruktur einstuft. An dieser Stelle muss ehrliches und deutliches Lob für die amerikanische FCC erlaubt sein, da dieses Regelwerk ein klar deutlicheres Zeichen für Netzneutralität darstellt, als sich entsprechende Reglements derzeit in Europa abzeichnen. Sollten Sie also irgendwann mal die Möglichkeit haben, ein Zeichen FÜR Netzneutralität zu setzen, nutzen Sie diese!

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