Der Photograph im Rückspiegel

© Thomas Hackl

Der 90-jährige Erich Lessing, von dem das berühmte Staatsvertragsfoto aus dem Jahr 1955 stammt, fühlt sich zu jung und zu uninteressant für eine Biografie. Jetzt bekam er anlässlich seines runden Geburtstags jedoch etwas Ähnliches: eine Film-Doku über sein bewegtes Leben.

Filmpremiere im Nordico

Traudl und Erich Lessing sowie das gesamte Filmteam und zahlreiche Besucher wohnten der Filmpremiere im Linzer Nordico Museum bei. Die harte Arbeit der Filmemacher Thomas Hackl und Martina Hechenberger hat sich jedenfalls gelohnt - es wurde eine wunderbare Dokumentation über den österreichischen Fotografen und seine Frau!

Die 50-minütige Dokumentation von Martina Hechenberger und Thomas Hackl berührte den bedeutenden Ã¶sterreichischen Fotografen sichtlich. "Ich bin wirklich sehr beeindruckt, was ich selten bin. Gfoit ma!", erklärte jener Mann, der von der analogen Schwarz-Weiß Fotografie bis hin zur digitalen Technologie alles erlebte. Viel wichtiger als dieser Umstand sind aber die Geschichten, die Erich Lessing mit seiner Kamera und abseits davon aufgezeichnet hat.

Vom Belvedere über den Louvre bis zu Facebook

Die Filmemacher hatten keine leichte Aufgabe. 14 Stunden Interviewmaterial galt es aufzuarbeiten, um dann die geeignetsten Szenen auszuwählen und einen Bogen über das Leben von Lessing und auch seiner Gattin Traudl, die ihn seit jungen Jahren begleitet, zu spannen.

© Erich Lessing - Galerie

Das Foto der Präsentation des unterzeichneten Staatsvertrages war seine Ikone. Er widmete sich aber auch lange Zeit der Reportage. Weiters war er quasi Haus- und Hoffotograf im Pariser Louvre, Set-Fotograf von Produktionen wie zB. "Moby Dick" und "The Sound of Music", reiste im Auftrag von Reuters um die Welt und blieb in seiner Entwicklung nie stehen. 2011 eröffnete er eine Galerie in Wien, betreibt heute ein Webarchiv mit "pictures on demand" und glänzt auch mit Präsenz auf Facebook.

Die Dokumentation, die am 17.10.2013 im Linzer Nordico Premiere feierte, stützt sich voll und ganz auf die Erzählungen von Erich Lessing und seiner Gattin. Durch den Verzicht auf einen Off-Sprecher erhält die Lebensgeschichte von Lessing für den Zuschauer eine noch persönlichere Note. An den Ruhestand denken weder Herr noch Frau Lessing: "Was sollen wir denn sonst machen? Man kann ja nicht zu Hause sitzen und stricken (...)" erklärt uns Traudl Lessing. Erich stimmte zu und ergänzt: "Nein, das passt schon so wie es ist". Nur eines dürfen die Lessings nicht, die bereits 66 Jahre verheiratet sind: "Zum Streiten haben wir ja gar keine Zeit, aber kochen dürfen wir nicht zusammen, das ist ein Scheidungsgrund. Darum haben wir das auch aufgehört. Also, nicht gemeinsam kochen", so Lessing.

©Erich Lessing