Folge 1: Das ewige Neuland

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Didier Noirot

24.09.2014, 20.15 Uhr, ServusTV
Die erste Folge mit dem Titel "Das ewige Neuland" beginnt dort, wo die ersten Europäer auf Neuland stießen - und dieses folgerichtig "new found land" nannten: im heutigen Neufundland. Hier, vor der kanadischen Ostküste, versammlen sich jedes Jahr zahllose Buckelwale.

Der Grund dafür sind riesige Schwärme von Lodden - kleinen Fischen aus der Familie der Stinte - , die hier regelmäßig im Frühling erscheinen. Die gewaltigen Buckelwale pflügen durch das Wasser, nehmen mit einem Maulvoll geschätzte 50.000 Liter mitsamt den Lodden auf, pressen das Wasser wieder heraus - und schlucken die Fische hinunter. Auf diese Weise kann ein einziger Buckelwal bis zu einer Tonne Lodden am Tag fressen - das Ganze ist ein unglaubliches Spektakel.

Doch die überwältigende Fülle von Kanadas Natur zeigt sich auch an Land. Als der italienische Seefahrer Giovanni Caboto - besser bekannt unter seinem englischen Namen John Cabot - auf der Suche nach einem neuen Handels-weg nach China 1497 Neufundland entdeckte, schien die Natur hier noch wild und unberührt. Dabei hatten die Völker der Irokesen und der Algonkin, die die Wälder im Osten Kanadas bewohnten, schon lange davor begonnen, ihre natürliche Umgebung zu gestalten und zu verändern: sie hatten eine Landschaft aus Eichenwäldern und Grasland geschaffen - eine Savanne aus Menschenhand, Lebensraum für unzählige Tiere.

Dazu hatten die Einheimischen in weiten Gebieten Gebüsch und Unterholz gezielt niedergebrannt, damit widerstandsfähige Baumarten wie die Eichen mehr Platz hatten und größer wachsen konnten - um mehr Früchte und Nüsse zu liefern und so den Menschen eine Nahrungsgrundlage zu sichern.

Ein wichtiges Fortbewegungsmittel der indigenen Völker half den Europäern, das Landesinnere Kanadas zu erkunden: das Kanu erwies sich als ebenso belastbar wie leicht - und ließ sich so an Land auch über größere Strecken tragen. Über Flüsse und Seen gelangten die Entdecker immer weiter nach Westen und Norden.

Die kanadischen Wälder gelten heute als größtes intaktes Waldgebiet der Erde. Der nördliche Rand grenzt an die arktische Tundra - und bietet dem Symboltier der Arktis Unterschlupf: dem Eisbären. Diese Folge begleitet eine Eisbärin, die nach dem Winterschlaf mit ihren beiden neugeborenen Jungen die schützende Höhle verlässt, um dem Eis bei seinem Rückzug nach Norden zu folgen. Die kleinen Bären bleiben zwei Jahre lang bei ihrer Mutter und lernen alles von ihr, ehe sie ihrer eigenen Wege gehen.

©Brian Leith Productions - Terra Mater - Kieran O'Donovan

Ein im wahrsten Sinne des Wortes entfernter Verwandter der Eisbären findet sich in den magisch anmutenden Regenwäldern von British Columbia an der kanadischen Westküste. Dieser Bär hat ebenfalls einen hellen bis weißen Pelz, doch es handelt sich weder um einen Eisbären noch um einen Albino - sondern um eine helle Variante des weit verbreiteten Schwarzbären. Diese tritt so selten auf, dass die indigenen Stämme in dieser Region die Tiere bis heute als "Geister-Bären" verehren.

Weitere Naturschauspiele in der ersten Folge sind die akrobatischen Aktionen der Flughörnchen, die von Baum zu Baum durch die Wälder segeln sowie das Spektakel der Strumpfband-Nattern, die nach ihrem Winterschlaf rechtzeitig zur Paarungszeit aus ihren angestammten Kalksteinhöhlen im Untergrund auftauchen und sich zu Abertausenden auf engstem Raum versammeln, um für neuen Nachwuchs zu sorgen.