Umgang mit Terrormeldungen

Wie sollen Lehrkräfte und Eltern mit den „Terrormeldungen“ umgehen: Viele Kinder bekommen die Thematik natürlich auf unterschiedlichen Wegen mit und haben Angst. Wie soll man sich hier als Elternteil oder als Lehrkraft verhalten?

Der ehemalige Leiter der Schulpsychologie und Bildungsberatung im Bildungsministerium, DDr. Franz Sedlak gibt wertvolle Tipps zum Umgang mit unfassbaren Geschehnissen:

Grundsätzliche Fragen und Überlegungen

Wie erklärt man unschuldigen, d.h. offenen, naiven, gutgläubigen, neugierigen Lebewesen die Existenz von Negativem? Wie erklärt man das Böse? Wie erklärt man Kindern, Jugendlichen, jungen Menschen, deren Energiequelle unaufhörlich sprudelt, schäumt, deren innerstes Streben - im Normalfall - ein lautes Ja zum Leben ist... Wie erklärt man den jungen Weltentdeckern mit ihrer Lebhaftigkeit  den Tod?

Die Auseinandersetzung mit der dunklen Seite der Welt beginnt schon frühzeitig, wenn das Tuning-In zwischen Mutter und Kind, zwischen den Umgebungsanforderungen und den vorhandenen Fähigkeiten noch fehlerhaft ist, Missverständnisse ermöglicht, Verständnislücken aufweist. Aber die Fehler helfen mit, die gegenseitige Abstimmung, Abgleichung immer mehr zu verfeinern. Die Auseinandersetzung mit negativen Erlebnissen ist eine Lebensaufgabe. Wenn diese bösen, lebensbedrohlichen Ereignisse, Erlebnisse aber das Begreifen übersteigen, mit verwundender (traumatisierender) Wucht hereinbrechen, dann drohen psychische Folgeschäden, wenn man sich nicht mit der Thematik auseinandersetzt, sei dies präventiv oder rehabilitativ.

Tipps für den Umgang mit unfassbaren Geschehnissen:

  • Kleinere Kinder (bis etwa Ende Kindergarten) spüren die "dicke Luft", sie nehmen die belastete Atmosphäre wahr, auch wenn sie nicht verstehen, warum das so ist. Weil sie rasch dazu neigen, die negative Stimmung der Eltern auf sich zu beziehen, sollte man ihnen erklären, dass diese nicht mit ihnen zusammenhängt, sondern es unabhängig davon etwas gibt, was den Eltern Sorgen macht. Dies entlastet die Kinder merklich.
  • Größere Kinder (bis etwa 5. Schulstufe) verstehen schon, dass etwas Schreckliches passiert ist. Manchmal sind sie interessiert an "Statistiken": Wie viele Tote, auf welche Arten etc.? Diesem Informationsbedürfnis sollte man eher nicht nachkommen, sondern in einer Sprache, die diese Kinder verstehen können, erklären, was passiert ist. Dabei ist aber auf das Gleichgewicht zu achten: Ausschließlich negative Informationen können unausweichliche Angst hervorrufen. Man muss erklären, dass gleich nach dem Ereignis viel Positives getan wird, um mit der Katastrophe fertig zu werden. Es hat keinen Sinn, die Kinder vom TV-Schirm fern zu halten: Man kann und soll die Welt nicht verstecken, sondern bearbeiten!
  • Reifere Kinder/Jugendliche verstehen, was passiert ist. Ihnen muss man helfen, damit die drei "Krisenmacher"- die Gefühle der Hilflosigkeit, Haltlosigkeit und Hoffnungslosigkeit - nicht ausufern. Jeder, aber vor allem unsere Kinder und unsere Jugend haben ein Recht auf Optimismus und auf Zukunft. Man darf nicht die no-future-Mentalität noch verstärken. Man soll stattdessen aufzeigen: Die Hilflosigkeit war anfangs da, aber jetzt wird viel unternommen, auch in Zukunft kann man Krisenpläne ausarbeiten, Schutzmaßnahmen verstärken, etwas für den Frieden tun. Das Gefühl ohne Halt zu sein, allein, kann auch aufgehoben werden durch viele gegenseitige Hilfsaktionen, freiwillige Blutspenden, Unterstützungen anderer Staaten. Auch die Hoffnungslosigkeit kann gebremst werden: Immer wieder hat es in der Menschheitsgeschichte menschlich und anders verursachte Katastrophen gegeben und immer haben die Menschen den Weg aus der Krise geschafftt.