"Ähnlicher und unterschiedlicher als wir glauben"

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Der Umgang mit Vielfalt und Diversität beschäftigt den Sozialwissenschafter Kenan Güngör. In seinem Vortrag geht er auf die verschiedenen Phasen im Umgang mit Vielfalt ein und erläutert, dass Vielfalt in der Schule nicht immer mit Problemen verbunden sein muss.

Laut Güngör gibt es Verhaltensweisen, die Vielfalt verhindern bzw. fördern können. Er unterscheidet in ab-/ausgrenzende und einbindende Stadien. Ab- und ausgrenzende Stadien sind:

  1. Leugnen
  2. Verteidigen (Vorrechte, ...)
  3. Herunterspielen

Einbindende Stadien sind:

  1. Akzeptieren
  2. Anpassen
  3. Integrieren

Weiterhelfen kann die Frage "Wo steht das Schulsystem, wo stehe ich mit meiner Schule, wo stehe ich selber?". Sind diese Fragen beantwortet, kann man auf der jeweiligen Basis aufbauen und sich weiterentwickeln.  

Güngör betont zudem, dass der Ansatz der Gleichbehandlung bei ungleichen Voraussetzungen zu unfairen Folgen führt. Es muss seiner Meinung nach der Wechsel von Gleichbehandlung zu gleichwertiger Behandlung stattfinden.

Pongau, Burgenland oder 2. Bezirk in Wien

"Es macht einen Unterschied, ob wir über die Diversitätsfrage im Pongau, im Burgenland oder in Wien im 2. Bezirk sprechen. Das heißt, die Fragen und Anforderungen an die Lehrerschaft, an die Didaktik oder an die Schule, wie sie gestaltet und geleitet wird, ist komplett andere", so Güngör. Es gibt also nicht die Patentlösung, alle müssen ihre eigenen Strategien entwickeln. Es kommt ja auch auf das Bewusstsein über das Thema von der jeweiligen Lehrkraft an. Hier stellt Güngör die Frage, wie kann man einen "höheren Grad der Professionalisierung bzw. von Bewusstsein hineinbringen?".

Für den Umgang mit Diversität in der Schule benötigt es laut Güngör, drei grundlegende Kompetenzen:

  1. Individueller Zugang: Jedes Kind ist anders anders, darum muss jedes Kind auch anders behandelt werden.
  2. Beziehungskompetenz: In kaum einer anderen Institution ist die Beziehungskompetenz zwischen zwei Personen (Lehrer/Schüler) von so immenser Bedeutung.
  3. Sozio-kulturelles Kontextwissen: In welchem Rahmen bewegen sich Menschen? In welchen Lebenswelten leben sie?