Wenn Menschen zur Ware werden

Am 18.10.2018 - am Europäischen Tag des Menschenhandels - referierten Religionspädagoge Martin Jäggle und Kriminologin Katharina Beclin zu den Themen Menschenwürde und Ursachen, Auswirkungen und rechtliche Aspekte von Menschenhandel.

170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zur Veranstaltung zum Thema Menschenhandel, die von Schwester Maria Schlackl vom Orden der Salvatorianerinnen initiiert wurde, in die Redoutensäle des Landes. Schlackl ist auch Mitglieder der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ“. Laut einer Schätzung der Internationalen Arbeitsorganisation sind 2,4 Millionen Menschen weltweit betroffen und es werden jährlich rund 32 Mrd. US-Dollar Umsatz gemacht.


Dr. Martin Jäggle ist Religionspädagoge am Wiener Institut für Theologie und spricht in seinem Vortrag über die Würde des Menschen und macht sich auf die Suche nach einer Definition. Was ist Würde? Wie lässt sich Würde beschreiben?

Würde hängt immer auch von den gesellschaftlichen Voraussetzungen ab und verändert ihre Definition in der jeweiligen Sichtweise.  

Menschenwürde als Status: Die Würde des Menschen besteht in ihrer Fähigkeit bestimmen zu  können was andere mit ihnen tun dürfen und nicht tun dürfen. Das setzt voraus, dass wir Rechte über uns haben.

Menschenwürde als Lebensform: In Würde leben heißt, den existenziellen Gefährdungen des Subjektseins mit einer Haltung zu begegnen, die die Herausforderung der Gefährdung annimmt.

Menschwürde als Haltung: Würde im Sinne des Verhältnisses einer Person zu sich selbst. Würde würde demnach heißen, mit sicher überein zu stimmen.


Mag. Dr. Katharina Beclin vom Institut für Strafrecht und Kriminologie an der Uni Wien spricht in ihrem Vortrag über Ursachen und Bekämpfungsmöglichkeiten von Menschenhandel. Man müsse die Ursachen klar unterscheiden, nur ein geringer Teil generiert sich aus "unlauteren Mitteln", wie Gewaltanwendung und gefährliche Drohungen. "Man darf aber nicht vergessen, dass die große Armut in vielen Ländern und diese prekäre Situation all diese unlauteren Mittel teilweise obsolet macht, weil es den Leuten so schlecht geht und sie gar keine Alternative haben, als dass sie sich freiwillig in solche ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse begeben - freiwillig Prostituieren", umreißt Beclin das Dilemma.

Die Kriminologin fordert seitens der Politik, Opfern rasch Schutz zu gewähren und eine proaktive Unterstützung, denn viele Opfer würden nicht als solche erkannt, sondern nur nach dem Fremdengesetz behandelt oder wegen diverser Vergehen strafrechtlich verfolgt. Wichtig sei es zudem, dass man den Opfern Zeit gibt, denn viele haben das Vertrauen in die Behörden verloren und brauchen "Erholungs- und Bedenkzeit", damit sie sich dann öffnen können. Weiters fordert Beclin einen "Finanzausgleich", damit jene Bundesländer, die mehr helfen, nicht auch noch die höheren Kosten tragen müssen und somit das Wegschauen quasi belohnt würde.


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