Zeig mir deine Eltern und ich sag dir deine Bildung

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Im österreichischen Bildungssystem haben Kinder aus bildungsarmen Familien die schlechtesten Startbedingungen. Je höher der Bildungsstand der Eltern ist, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit eines hohen Bildungsabschlusses der Kinder.

Screenshot gerechtebildung.jetzt

Der Grad der Bildungsvererbung ist in Österreich relativ hoch, verglichen mit den anderen OECD Ländern (vgl. OECD-Studie "Education at a Glance")

Welche Faktoren beeinflussen die Bildungslaufbahn?

Welche Faktoren die Bildungslaufbahn konkret beeinflussen, macht die Website gerechtebildung.jetzt sichtbar. Sie zeigt die Bildungschancen von Kindern in Österreich in Abhängigkeit zu ihrer sozialen und räumlichen Herkunft, ihrer Alltagssprache und ihrem Geschlecht.
Auf Basis der Daten der Bildungsstandards-Überprüfung wurden vom Bundesinstitut BIFIE die Übertrittswahrscheinlichkeiten an den Nahtstellen des österreichischen Bildungssystems als Grundlage der Visualisierung auf der Website berechnet.

Durch die visuelle und dynamische Darstellung wird so der direkte Zusammenhang zwischen dem Bildungshintergrund der Eltern und den Bildungswegen der Kinder sichtbar.

Screenshot gerechtebildung.jetzt

Ein Beispiel:
Das ist Max. Max wohnt am Land und soll später die Landwirtschaft der Eltern fortführen. Max wechselt mit hoher Wahrscheinlichkeit (86,6%) von der Volksschule in die Hauptschule. (zu 12% in ein Gymnasium) Zu 45,6% Wahrscheinlichkeit wechselt Max von der Hauptschule in eine Polytechnische Schule.

Die Webseite bietet 5 vordefinierte Bildungswege (Alexandra, Maximilian, Miriam, Kamil, Friedrich) und einen benutzerdefinierten Weg. Das Ausprobieren verschiedener Kombinationen (zum Beispiel: Was wäre, wenn Max in der Stadt wohnen würde?) macht die Veränderungen sichtbar. Durch das Hinzufügen mehrerer fiktiver Personen können die Bildungswege miteinander verglichen werden.

Diese neue Darstellung der Bildungswege soll es ermöglichen, die Bildungsdiskussion zu versachlichen und über mögliche Wege zu mehr Gerechtigkeit im Schulsystem diskutieren zu können. Die Webseite wurde unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 gestellt.

Hinweis: Die Aussagekraft der OECD-Studie zum Thema Bildungsvererbung in Österreich wird vom liberalen Thinktank Austria in der Studie "Österreich, Land der Bildungsaufsteiger" angezweifelt. Autor Wolfgang Feller kommt in seiner Studie mit den gleichen statistischen Daten auf andere Ergebnisse, nämlich dass es eine sehr hohe Aufwärtsmobilität durch alle Bildungsschichten gibt. Das ist laut Feller möglich, indem die Perspektive gewechselt wird. Wenn man die Frage stellt, wie viele Kinder aus einem akademischen Haushalt selbst einen akademischen Abschluss erreicht haben, bekommt man ein anderes Bild, als wenn die Frage umgekehrt (also aus Perspektive der Kindergeneration) gestellt wird. Zusätzlich unterscheidet Feller im Gegensatz zur OECD nicht 3 sondern 5 Bildungsstufen und auch die untersuchte Altersgruppe unterscheidet sich (OECD: 25 -34 Jährige, Feller: 35 - 44-Jährige).
Vergleichend dazu auch ein Artikel im Standard zu diesem Thema: "Agenda Austria: Bildung wird weniger stark vererbt als angenommen"