Bewegen Sie sich besser!
Mit Bewegungsperlen und der richtigen Motivation durch jeden Tag... Die physiotherapeutischen Impulse wirken nämlich unmittelbar. Man ertappt sich schon kurz nach Lesebeginn des Buches, dass man seine Haltung und Bewegungen korrigiert und optimiert!
Buchtitel: Bewegen Sie sich besser! Mit Bewegungsperlen und der richtigen Motivation durch jeden Tag
AutorInnen: Theiss C u Storch M
Verlag: Bern: Hans Huber
Erschienen: 2013
Zum Inhalt
Das Buch besteht aus drei Teilen. Teil I bringt Grundlagen zum Bewegungssystem, zur Auswirkung von aufrechter Haltung (sie wird originell mit einer Baguette verglichen) und krummer Haltung ( sie erhält die anschauliche Bezeichnung Gipfeli also Croissant, Kipferl ) auf Wirbelsäule, Bandscheiben, Muskulatur. Die Sprache der Physiotherapeutin (Theiss) ist klar, sachlich und zugleich verständnisvoll, unterstützt durch in ihrer Direktheit einprägsame Illustrationen und Fotos.
Teil II bringt in 10 "Bewegungskapiteln" Anregungen zur Optimierung von alltäglichen Bewegungen wie Sitzen, Stehen, Gehen, Heben, Tragen, Bücken, Treppensteigen. Angepeilte Ziele sind weiter die Dehnung (Verlängerungsfähigkeit) der Muskulatur und die Auflösung von Verspannungen. Es geht darum, sogenannte "Bewegungsviren" (schädliche Haltungen, ungünstige Bewegungsmuster) durch sogenannte "Bewegungsperlen" (gesunde Bewegungen und Haltungen) zu ersetzen. Symptomatisch für den ganzen Teil II und seine Bemühung, die Leser dort abzuholen, wo sie stehen, und sie voll mitzunehmen, ist die Erläuterung zu den Bildern: "Unsere Fotomodelle sind daher ganz normale Menschen, die wir auch in ganz normalen Alltagssituationen und nicht im sterilen Ambiente eines Fitnessraums aufgenommen haben." (S27). Die Hoffnung der Autorin: Die Fotos mögen die Reaktion beim Leser hervorrufen: "Wenn die das können, kann ich das auch!" Die Protagonisten werden einzeln vorgestellt, was Nachahmung und Identifikation erleichtert. Die Bewegungsperlen thematisieren neben den oben erwähnten Schwerpunkten die aufrechte Haltung, die Schultern und Arme, die Beinachsen, die Dehnlage, Beweglichkeit und Eigenmassagen, Augenübungen, Übungen mit dem Igelball, die "das Leben leichter machen".
Nach Auffassung des Rezensenten könnte das Buch auch nur die Teile I und II umfassen, weil die Ausführungen abgerundet sind. Der Teil III könnte in seiner Ausführlichkeit ebenso als eigene Broschüre für sich stehen. In rund 80 Seiten erörtert die Autorin (Storch) Grundlegendes zur Umsetzung guter Vorsätze. Die Argumentation geht davon aus, dass das Unbewusste in die Vorsatzeinhaltung mit einbezogen werden müsste. Das Unbewusste wird definiert als Teil der menschlichen Psyche, der seine Arbeit tut, ohne dass dazu bewusste Aufmerksamkeit notwendig wäre (S 195). Dieses Verständnis des Unbewussten wäre einer Diskussion wert, in der habituierte Bewegungsmuster, Automatismen etc. zur Sprache käme und die Frage aufgeworfen werden könnte, inwieweit das Unbewusste nur Restphänomen einer begrenzten Aufmerksamkeit ist - oder doch eher ein "Ort" für nicht Akzeptables (Freud) oder ein "Ort" kollektiver Kreativität (Jung) etc. Etwas in diese, letztgenannte Richtung geht die Autorin selbst, denn sie betont die "Fähigkeiten" des Unbewussten zum Multitasking, zum emotionalen Bewerten, seine Äußerungsweise in Form von "Bauchgefühlen". In sehr vereinfachter Form stellt die Autorin Verstand und Unbewusstes gegenüber und erklärt das Überwiegen des Verstandes gegenüber dem Unbewussten als unterdrückende Selbstkontrolle (S 198), während das Überwiegen des Unbewussten gegenüber dem Verstand als Impulsivität bezeichnet wird (ebd.). Gegenüber dem negativ konnotierten Ausdruck "Selbstkontrolle" wird die "Selbstregulation" als Zusammenspiel von Verstand und Unbewusstem betont.
Das Unbewusste teilt sich körperlich mit und lässt sich leicht - so die Autorin - in Minus- und Plusgefühlen als Gefühlsbilanz ausdrücken: Man zeichnet zwei vertikale Linien, lässt sie von 0-100 gehen und trägt ein, wie viel Negatives und wie viel Positives bezüglich einem Vorsatz gespürt wird. Diese Einschätzung und Quantifizierung ist aber eine Aktivität und Leistung des Verstandes.
Schließlich gibt es noch den Hinweis auf die "Methode der Wunschelemente" (man sucht hilfreiche Symbole für den Vorsatz, z.B. ein Tier, eine Pflanze etc.), die im Zürcher Ressourcen Modell entwickelt worden ist. Diese Symbolisierungsidee ist altbewährt, es gibt Vorläufer davon sogar in Kinderspielen. Die gefundenen Symbole werden befragt, inwieweit sie einem hilfreich bei der Umsetzung und Beibehaltung des Vorsatzes sein könnten. In einem "Ideenkorb" kommen Menschen zusammen und bringen ihre Einfälle zu einem bestimmten Symbol ein, wobei kein tieferes Verständnis von Symbolen angepeilt wird.
Etliche Ausführungen der Autorin (Storch) gehen von Prämissen aus, die noch eingehender begründet werden müssten, etwa die Verbindung, ja ev. sogar Gleichsetzung von Körpergefühlen und Emotionalität mit dem Unbewussten, oder die Auffassung, dass Selbstkontrolle Selbstunterdrückung sei, oder die Erwartung, dass assoziative Einfälle die unbewusste "Gefühlsbilanz" unverfälscht zu Tage fördern.
Insgesamt liegt eine interessante Buchidee vor. Bezüglich Einhaltung der Vorsätze findet der Rezensent die Vorschläge auf Seite 26 praktisch und überzeugend: Zunächst Einüben einer natürlichen Körperhaltung, dann Schritt für Schritt Umsetzung der Bewegungsperlen und das Erleben eines positiven Körpergefühls als Motivationshilfe! Die physiotherapeutischen Impulse wirken nämlich unmittelbar. Man ertappt sich schon kurz nach Lesebeginn des Buches, dass man seine Haltung und Bewegungen korrigiert und optimiert!