Facebook, Blogs und Wikis in der Schule. Ein Social-Media-Leitfaden.

Der Autor ist Gymnasiallehrer und versteht es ausgezeichnet, in die Welt der Social Media einzuführen. Dabei geht es um den Einsatz von digitalen Arbeitsmitteln, bei denen Inhalte über Netzwerke von Profilen verbreitet werden...

Buchtitel: Facebook, Blogs und Wikis in der Schule. Ein Social-Media-Leitfaden.
AutorInnen: Wampfler  Ph. 
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Erschienen: 2013

Zum Inhalt

 

Der Autor ist Gymnasiallehrer an der Kantonsschule Wettingen/Schweiz.  Er versteht es ausgezeichnet, in die Welt der Social Media einzuführen. Dabei geht es um den Einsatz von digitalen Arbeitsmitteln, bei denen Inhalte über Netzwerke von Profilen verbreitet werden (S 13). Das Buch gliedert sich in 6 Teile: In der Einleitung wird auf die digitale Revolution hingewiesen. Wissen wird zunehmend digitalisiert und sozial (d.h. relativ hierarchiefrei) verbreitet. Ob man hier einen Vorteil erblickt oder die Gefahr der Strukturlosigkeit und Orientierungslosigkeit zirkulierender Informationen bekrittelt, ist Standpunktsache. Der Autor referiert ausgewogen, d.h. er bringt die Chancen und Risiken der neuen Kommunikationsmittel  gleichermaßen zur Sprache.  Sein Anliegen ist es, die neuen Medien nicht als Störquellen für den Lernprozess in der Schule zu betrachten, sondern ihre Möglichkeiten und Chancen bewusst zu machen.  Es gibt auch neue Herausforderungen, z.B. erfordert die Datenmenge eine neue Kompetenz, nämlich die Infotention. Hinter dem Kunstwort versteckt sich die Koppelung von Aufmerksamkeit und Information. Zuviel Information kann die Aufmerksamkeit immer wieder ablenken,  aufmerksamkeitsförderlich sind altbewährte Fragen wie: Was will ich gerade tun oder erreichen? Was verspreche ich mir davon? Wie gehe ich damit um? (S 21). Das zweite Kapitel befasst sich mit der Idee der Social Media, d.h. mit der Entwicklung des Internets von den elitären Anfängen ( Internet nur für Zwecke des wissenschaftlichen Austausches) bis hin zur gesellschaftlichen Kommunikation, von der einseitigen Informationsweitergabe bis hin zur multidirektionalen, interaktiven Informationsweitergabe, - rückmeldung, - veränderung. Interessante, heikle Fragen werden aufgeworfen wie z.B. die Wirkung der neuen Medien auf den Umgang mit der Privatsphäre.  Interessant auch die Auseinandersetzung mit dem „digitalen Dualismus“ (S 45), der neben der realen Welt die virtuelle Scheinwelt postuliert und dem zwei andere Modelle entgegen gehalten werden:  1) Unser Hirn konstruiert ähnlich dem Computer die Welt. Die Realität ist also in hohem Maße selbst virtuell. 2)  Virtuell war die Welt immer schon in gewisser Weise, dieser Anteil wird jetzt nur erweitert.
Fesselnd sind auch die Ausführungen zum Kontrollverlust und zur Filtersouveränität (Sender und Empfänger bestimmen, was sie darstellen und was nicht, was sie lesen und was nicht).

Das dritte und vierte  Kapitel beleuchten jeweils bestimmte Anwender: Einerseits die Schüler und andererseits die Lehrer.  Die Kinder und Jugendlichen kann man als geborene Digitalisierer  (digital native) bezeichnen, sie leben mit dem Internet. Des Weiteren befasst sich das Kapitel 3  mit Datenerfassungen über das Freizeitverhalten der Jugendlichen, ihren Umgang mit der Privatsphäre und ihre Nutzung von Social Media für Informationssuchen und Schularbeiten. Auch die Gefahren werden beschrieben: Cybermobbing, Cyberstalking. Kapitel 3 mündet schließlich in Forderungen für die Entwicklung von Medienkompetenz.  Ob die virtuelle Welt mit ihren Möglichkeiten einer selbstgewählten Identität, mit der Fülle von „Kontakten“ süchtig machen kann? Der Autor plädiert dafür, nicht einem digitalen Dualismus zu verfallen und die virtuelle Welt zum Suchtfaktor zu machen:  Internetkommunikation ermöglicht es auch, tragfähige Beziehungen einzugehen. Gerade isolierte Menschen finden im Internet eine Heimat (S 89).
 Kapitel 4 argumentiert u. a. dafür, dass  Lehrer durch Medienkompetenz viele pädagogische Möglichkeiten dazu gewinnen: Wissensmanagement und Vernetzung mit anderen Lehrkräften; Mitarbeit an ethischen Perspektiven, in concreto an Verhaltensregeln für digitale Kontexte u. v. a. m.
Es werden aber auch die Gefahren der Social Media nicht verschwiegen: Nervosität, Verzettelung durch Datenmengenüberforderung, Herausreißen von Informationen aus dem ursprünglichen Kontext und Einpassen in einen anderen,  der confirmation bias (man liest nur Informationen, die dem eigenen Erwartungshorizont entsprechen) u. a. m.

Der Autor befasst sich auch mit der wirtschaftlichen Nutzung der neuen Medien. Und mit deren herausfordernden Charakter für Schule und Bildung. Es werden 10 Prinzipien für Schulentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit formuliert, z. B: Eigeninitiativen fördern,  Netzwerke mit den Praktiken von Web2,0 bilden, Präsenzlernen und Netzlernen usw.

Der Ausblick präsentiert wichtige Anregungen, z.B. das Erlernen einer Programmiersprache in der Schule als Denkschulung; oder die Bildung von Algorithmen, die verschiedenste Abläufe automatisch steuern.
Im Anhang werden Social-Media-Guidelines für verschiedenste Einsätze formuliert.

Dass der Autor die  Social-Media- Begriffe internalisiert hat und daher nicht näher kommentiert bzw. explizit definiert, wie z.B. dashboard oder auch die im Titel vorkommenden Begriffe  wiki, blog, facebook  (die Begriffe werden implizit in Handlungsanweisungen eingeführt und sind aus diesen abzuleiten), lässt den Wunsch nach einem Glossar wach werden, das nach Meinung des Rezensenten das Buch noch effektiver machen könnte.

Insgesamt liegt eine ganz ausgezeichnete Touristik in die vielen älteren Semestern noch unbekannte, aber immer wichtiger werdende digitale Welt vor! Der Autor hat die Gabe, Informationen, Zitate, Anregungen in einer angenehmen, nicht aufdringlichen, aber eindringlichen Form einzubringen!  Und zu überzeugen! Man steht nach der Lektüre atemlos da und fragt die Passanten: Bitte wo geht es hier ins Land der Social Media?  Ich muss unbedingt dorthin! Und Wampfler antwortet: Sie sind schon da!

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.08.2013
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/facebook-blogs-und-wikis-in-der-schule-ein-social-media-leitfaden.html
Kostenpflichtig
nein