Konzentrative Bewegungstherapie. Wege der Psychotherapie.

Auf rund 70 Seiten beschreibt die Autorin Fallbeispiele, die immer durch ein therapeutischen Angebot, dessen Aufgreifen in der Gruppe und anschließendem Reflektieren gekennzeichnet sind.
Es ist dies eine lehrreiche und überzeugende Demonstration des therapeutischen Prozesses..


Autorin: Schreiber-Willnow K
Verlag: Wege der Psychotherapie. Basel, München: E.Reinhardt

Erschienen: 2016

Zum Inhalt

 

Das Buch folgt dem bewährten Aufbau der "Wege der Psychotherapie": Zunächst wird in einer Einführung der Gegenstand des Buches präzisiert: "Die KBT  nutzt Wahrnehmung und Begegnung als Grundlage von Erfahrung und Handeln. Unmittelbare Sinneserfahrungen werden mit tiefenpsychologisch orientierter verbaler Bearbeitung verbunden." (Seite 9) Konzentrativ wird als entspanntes Fokussieren von der angespannten Focussierung ( Konzentration) abgehoben.

Auf knapp drei Seiten zeichnet die Autorin die geschichtliche Entwicklung von den Anfängen der aufmerksamen Gymnastik nach.

Darauf folgen ca 60 Seiten Theorie mit anschaulichen Erklärungen zu prominenten Konzepten wie z.B. der "Gestaltkreis" (Seite 17ff), der Bewegung und Wahrnehmung in ein fort währendes Beziehungsverhältnis setzt.  Der "Leib" als lebendige Ganzheit gegenüber dem physischen, materiellen Körper ( Seite 20ff). Der Rezensent fände es interessant, wenn in diesem Zusammenhang auch die Dichotomie "Unterleib" und "Oberkörper" erklärt würde. Weiter kommen zur Sprache die "somatischen Marker" (Bewegungen wecken leibliche Erinnerungen und verbalisierbare Assoziationen - im beigefügten Fallbeispiel legt sich ein Patient auf eine lange Stange und assoziiert nach einer gewissen Zeit das Erlebnis, auf der Fahrradstange sitzend  mit dem Vater unterwegs zus ein.(Seite 30f). Hier möchte der Rezensent eine eigene Erfahrung in einer Gruppen-KBT-Sitzung einbringen. Er legte sich rücklings auf eine lange Holzstange. Das drückte und tat weh, aber dann verschwanden die unangenehmen Sinneswahrnehmungen und wandelten sich in eine ruhige, entspannte, schmerzfreie Empfindung. Dieser Wandel konnte bearbeitet werden. Es muss also nicht immer der Dreischritt Bewegung, Leiberfahrung, Assoziation erfolgen. Man kann auch eine stille Phase nach der Leiberinnerung einbauen und den in nächster Zeit sich wandelnden Sinneseindrücken widmen.
Sehr wichtig ist die kritische Anmerkung, dass die somatischen Marker tendenziös sind. Man sollte daher für eine fundierte Entscheidung nicht nur auf den Körper hören, sondern über die anstehenden Entscheidungen auch rational reflektieren. (Seite 35).
Die tiefenpsychologischen Begriffe Übertragung, Gegenübertragung, Widerstand, Unbewusstes werden beim Wort genommen und sprachlich präzisiert und bewegungsmäßig erprobt.(Seite 39).
Auf Seite 47 wird der freien Bewegungsassoziation schon die " tiefenpsychologische Einbettung der KBT" zuerkannt.  Das ist nicht ganz einzusehen. Im Folgesatz wird darauf hingewiesen, dass es um den Ausdruck von Konflikten bzw. Reinszenierung von frühen Beziehungserfahrungen gehe.  Das tiefenpsychologische Assoziationsgold liegt aber nicht so offen auf der Straße. Wer es nicht kennt, geht daran vorbei oder irrt sich in der Einschätzung ihres Wertes. Hier ist implizit auch die Wichtigkeit einer ergiebigen tiefenpsychologischen Wissensausstattung ausgedrückt.
Auf rund 70 Seiten beschreibt die Autorin Fallbeispiele, die immer durch ein therapeutischen Angebot, dessen Aufgreifen in der Gruppe und anschließendem Reflektieren gekennzeichnet sind.

Es ist dies eine lehrreiche und überzeugende Demonstration des therapeutischen Prozesses, wobei verschiedene Settings, verschiedene Krankheitsbilder, unterschiedliche Anwendungen angeführt werden. Auch die abschließenden Hinweise auf Evaluationen und auf die Zukunft der KBT lassen hoffen. Besonders interessant und anregend empfindet der Rezensent die Ausführungen zum chronischen Schmerz und zur Bildersprache des Schmerzes (Seite 131 bis 135).

Ein deutliches Cave erschallt allerdings beim Einsatz von Imaginationen, wenn nicht genug Erfahrung beim Therapeuten vorhanden ist. Es wird oft unterschätzt, wie kritisch selbst eine geführte Imagintion verlaufen kann. Hier bedarf es vieler Erfahrung!

Insgesamt kann man abdr guten Gewissens sagen: Die Autorin erreicht ihr Ziel! Das Buch ist umfassend, informativ, praktisch anwendbar,  die Lektüre ein Gewinn!

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Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
14.02.2016
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/konzentrative-bewegungstherapie-wege-der-psychotherapie.html
Kostenpflichtig
nein