Yoga Nidra. Tiefenentspannung - beflügelt Körper und Geist.
Im Grunde handelt es sich um eine Anleitung zur Meditation, die praxisnahe und umsetzbar geschildert wird.
Autorin: Ranzinger C
Verlag: Stuttgart: TRIAS Verlag in Georg Thieme Verlag KG.
Erschienen: 2016
Zum Inhalt
Die Autorin hat sich Yoga in mehreren Anläufen genähert und schließlich ihre Erfahrungen in Kursen und Büchern weiter gegeben. Yoga Nidra nützt dabei die Tiefenentspannungs-Zustände zwischen Wachen und Schlafen (nidra heißt Schlaf). Man müsste dabei unterscheiden zwischen den Übergangsphasen vom Wachen zum Einschlafen, diese sind auch dem westlichen Denken bekannt, der "katathyme" Zustand wird u.a. auch in der Psychotherapie, speziell der Imaginationstherapie genützt. Andererseits gibt es Schlafphasen, die "paradox" genannt werden, weil der Schläfer eine Gehirnaktivität und rasche Augenbewegungen aufweist, wie sie sonst nur im Wachzustand auftreten.
Das Buch ist ein mutiger Vorstoß in eine unvertraute Welt mit fremden Denkmustern. Mutig deswegen, weil es bei der Umfangbeschränkung des Werkes bei Andeutungen und Behauptungen bleiben muss, wo eine längere Begründung angebracht wäre. Um welche Behauptungen handelt es sich? Z.B. auf Seite 16: "..werden die in unserem Unterbewussten liegenden Kräfte bewusst gemacht." Oder auf Seite 19: " Im Grunde handelt es sich um eine Dimension, in der nur die reine Funktion des Unbewussten vorhanden ist." In der Kürze der Vermittlung werden etliche solcher Aussagen getroffen, deren Prämissen nicht dargestellt werden können. Bleibt als Ausweg nur: Man vertraut der Autorin und sammelt selbst Erfahrungen. Oder man trennt den Überbau der Lehre von den praktischen Übungen ab. Diesen Weg schlägt die Autorin selbst vor für alle, die unmittelbar mit den Übungen beginnen möchten und sich erst dann der Lektüre zuwenden wollen. Dafür gibt es eine CD mit entsprechenden Anleitungen. Auch die Empfehlungen auf Seite 26ff sind gewissenhaft zusammen gestellt und beschreiben die günstigen Rahmenbedingungen für die Entspannungsübungen. Das Buch skizziert dann zwei unterschiedliche Entspannungsprogramme mit mehr oder weniger einer Stunde Dauer. Es gibt etliche große Heilsindikationen, aber im Großen und Ganzen ist das Buch relativ dezent in seinen Versprechungen. Einer zukünftigen weiteren Auflage würde es zum Vorteil gereichen, wenn man nicht nur die Lichtseiten der Übungen und der Tiefenentspannung und Aufmerksamkeit auf sich selbst beschreibt, sondern auch auf mögliche Gefahren und Grenzen hinweist und im Falle des Bedarfs den Weg zur Hilfe aufzeigt, z.B. mit Einsatz von Mentoren oder Psychotherapie. Wer angeregt durch die Lektüre in die Gedankenwelt des Yoga Nidra und seine Grundlagen eintauchen will, findet erste Hinweise möglicherweise in den sehr knapp gehaltenen Literaturangaben. Mit psychothyyerapeutischer Brille betrachtet sind viele der im Buh enthaltenen Anregungen eine Art Desensibilisierung gegenüber starken bzw. störenden Affekten. Es wird eine Homoöstasierung angestrebt, eine innere friedvolle Gleichmütigkeit.
Das Buch ist ästhetisch gestaltet, die Abbildungen zeigen die förderlichen Körperhaltungen (Asanas), wobei solche ausgesucht werden, die keine akrobatische Körperbeherrschung verlangen. Sympathisch ist auch der Hinweis der Autorin, dass man sich nicht von Idealforderungen, sondern vom eigenen Erleben leiten lassen soll!
Im Grunde handelt es sich um eine Anleitung zu einer spezifischen Meditation, die praxisnahe und umsetzbar geschildert wird. Dass dem hektischen Homo digitalis ein ganzheitliches Entspannungsprogramm zur Verfügung gestellt wird, ist eine in ihrer Notwendigkeit evidente Psychohygiene!