Sitzenbleiben und verpflichtende Benotung ab der 2. Klasse

Bildungsminister Heinz Faßmann präsentierte heute das "Pädagogik-Paket", das am 3. Oktober vom Ministerrat abgesegnet werden und dann in Begutachtung gehen soll. Die Änderungen betreffen ua. die Benotung, das Sitzenbleiben sowie die Neuen Mittelschulen und die Polytechnischen Schulen.


Das Pädagogik-Paket soll  folgende Änderungen beinhalten und im Schuljahr 2019/20 in Kraft treten:

  • Ab der zweiten Klasse können Kinder wieder sitzenbleiben - das war bisher erst in der vierten Klasse möglich.
  • Künftig werden alle Eltern zu Bewertungsgesprächen über Leistungsstärken und Leistungsstand eingeladen (bisher nur bei alternativer Beurteilung).
  • Künftig soll an den Volksschulen im Regelfall sowohl mit Ziffern als auch verbal benotet werden. Bis zum Halbjahreszeugnis der zweiten Klasse kann grundsätzlich auch ausschließlich alternativ beurteilt werden - in diesem Fall haben aber Eltern das Recht, auf einer Ziffernnote zu bestehen. Ab dem Ende der zweiten Klasse müssen dann verpflichtend Ziffernnoten vergeben werden, zusätzlich gibt es aber jedenfalls die Verbal-Beurteilung.
  • Ebenfalls neu ist, dass die Leistungsbeurteilung durch eine verpflichtende schriftliche Erläuterung in Form von Bewertungsrastern - ergänzend zur Ziffernote - "transparent und nachvollziehbar" werden soll.
  • An den Neuen Mittelschulen (NMS) soll es ab der sechsten Schulstufe (2. Klasse) zwei unterschiedliche Leistungsniveaus ("Standard" und "Standard-AHS") geben. Die siebenteilige Bewertungsskala wird abgeschafft. An ihre Stelle treten zwei einander überlappende je fünfteilige Skalen.
  • Die "Neue Mittelschule" wird auf "Mittelschule" umbenannt.
  • Die bisherigen Differenzierungsmöglichkeiten wie Teamteaching bleiben zwar erhalten, werden aber durch eine zusätzliche Möglichkeit ergänzt: Schulen können in Deutsch, Mathe und Englisch ab der sechsten Schulstufe auch dauerhafte Gruppen für unterschiedliche Leistungsniveaus einrichten.
  • An Polytechnischen Schulen wird es wieder die Möglichkeit eines freiwilligen zehnten Schuljahrs geben. So sollen rund 400 Jugendliche pro Jahr eine "zweite Chance" erhalten, so Faßmann.

Reaktionen gespalten

Bundeskanzler Sebastian Kurz zur APA: „Nach den Deutschklassen setzen wir nun mit dem Pädagogikpaket einen weiteren Schritt für eine bessere und leistungsorientierte Ausbildung der Schülerinnen und Schüler“, so Kurz.

Vizekanzler Heinz Christian Strache zeigt sich auf Facebook erfreut: "Mit der versprochenen Wiedereinführung der Schulnoten kehren wir zum bewährten System zurück und beenden die gescheiterten Irrwege der letzten Jahre."

Christine Haberlander (Bildungslandesrätin OÖ): „Ich begrüße, dass Bildungsminister Faßmann die im Pädagogikpaket angekündigten Schritte zur Weiterentwicklung der Volksschulen und Neuen Mittelschulen rasch umsetzen will. Die Änderungen in der Neuen Mittelschule mit dem Ansatz des „Forderns und Förderns“ sowie der Abschaffung der siebenteiligen Notenskala sind eine Weiterentwicklung unserer Bildungslandschaft.

Sonja Hammerschmid (SPÖ-Bildungssprecherin): "Das Paket bedeutet eine Rückkehr in die Nachkriegszeit, die wir eigentlich überwunden haben. Der Zwang zu Ziffernnoten, Sitzenbleiben für die jüngsten SchülerInnen und das Zurück zum ‚A- und B-Zug‘ der alten Hauptschule – das alles ist ein massiver Rückschritt, der den Kindern nichts bringen wird – im Gegenteil. Der Leistungs- und Notendruck schon bei den Kleinsten wird steigen – mit allen Konsequenzen wie Stigmatisierung, Demotivation, Schulangst und Nachhilfe“.

Der Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Paul Kimberger, bewertet das Pädagogik-Paket als einen Schritt in die richtige Richtung und ist vor allem froh, dass die siebenteilige Notenskala der NMS abgeschafft wird, da dies ein langjähriges Anliegen der Lehrerinnen und Lehrer gewesen wäre.

Quellen: red, orf.at, APA Science

Ihre Meinung


Doris
02.10.2018 / 08:29
Fatal! Hier setzt man Millionen in den Sand, die vorher in sinnvolle und studienbasierte Umsetzungen in moderne Pädagogik investiert wurden, ohne sie evaluiert und damit begründet abgesetzt hätte - zugunsten eines veralteten, unengagierten Paketes! Das wird unserem Schulwesen auf Jahre schaden. Ein Zurück in verstaubte Rohrstockpädagogik.

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Edith
01.10.2018 / 20:00
Für mich ist diese neue (steinalte) Regelung ein Schlag ins Gesicht. Ich blicke auf 35 Jahre Berufserfahrung zurück und beurteile seit 20 Jahren alternativ. Es war ein langer, sehr energieraubender (ca.10 Jahre) Kampf, bis die Eltern die Vorteile uneingeschränkt zu schätzen wussten. Seit 20 Jahren läuft diese Art der Leistungsbeurteilung (und der davor stattgefundene Unterricht) wunderbar - und jetzt? Vielen "Unwissenden, Nicht - Praktizierenden" ist nicht bewusst, dass sich auch der Unterricht (nicht das Ergebnis!!!!!) durch die alternative Leistungsbeurteilung ändert. Wer entwickelt sich schon gerne ZURÜCK?? Edith Keiblinger

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