Ein Wechsel und viel Diskussionsbedarf

Bei den Generalversammlungen der Lehrervereine am 29. November 2017 gab es viel zu bereden. Wurde doch erst am Tag zuvor das geplante Bildungspaket der angehenden Bundesregierung vorgestellt. Wir haben beim CLV, beim SLÖ und den Grünen PädagogInnen vorbeigeschaut.

Obwohl jede der Generalversammlungen ihr eigenes übergeordnetes Thema hatte, war ein großes gemeinsames Thema an diesem Tag die kürzlich vorgestellten Pläne der angehenden Bundesregierung in Bezug auf die Bildungspolitik. Die Vorschläge sorgten sowohl beim Christlichen Lehrerverein (CLV), beim Sozialdemokratischen Lehrerverein (SLÖ) als auch beim Grünen Lehrerverein, der zusammen mit der Unabhängigen Personalvertretung für LehrerInnen in Oberösterreich (kuliUG) tagte, für Diskussionen. Für SLÖ und Grüne seien die Vorschläge ein Schritt in die falsche Richtung. Der frisch gewählte CLV Obmann Paul Kimberger meinte dazu: "Von einer neuen Bundesregierung erwarte ich mir, dass man nicht wieder blindlings aufs Gas steigt und sich nicht auf den Rat schulfremder Experten verlassen soll - konzentrieren wir uns lieber auf den Unterricht!".
Worin sich aber alle Lehrervereine bei ihrer Versammlung einig waren, ist, dass es künftig mehr Ressourcen für die Bildung geben müsse.

Wechsel an der Spitze

Beim CLV hat es einen Wechsel an oberster Stelle gegeben. Lehrergewerkschafter Paul Kimberger wurde am 28.11.2017 mit einer Mehrheit von 99,6 % zum neuen Obmann des CLV gewählt. Er folgt in diesem Amt Fritz Enzenhofer, der es 19 Jahre lang inne hatte. Enzenhofer bekam für seine Verdienste den Goldenen Ehrenring des CLV verliehen - und vom Publikum gab es für ihn Standing Ovations.

Wie die neue Bildungspolitik aussehen soll

“Cybermobbing”, “Politik an der Schule”, “Himmel Herrgott Sakrament” und “Gegen Hass im Netz” – das waren die diesjährigen Themen der Generalversammlungen der Lehrkräfte von CLV, SLÖ und den Grünen. Ein Thema, das jedoch überall dominierte, war die aktuelle politische Situation im Land. Präsentierte doch die angehende Bundesregierung just am Tag zuvor die Agenden in der Bildungspolitik. Nicht alle geben sich damit leichtfertig zufrieden. Bei uns im Interview wurden auch noch ganz persönliche Wünsche formuliert.

Wir haben die Vorträge von Pfarrer Rainer Maria Schießler und Thomas Rammerstorfer sowie die Reden von Paul Kimberger und August Wöginger mit der Kamera aufgezeichnet.

Wöginger: Die Schule ist zum Lernen da

August Wöginger ist Abgeordneter zum Nationalrat und war bei der Versammlung des CLV als Vertretung für Minister Kurz anwesend. In seiner emotionalen Rede gilt sein Dank auch allen Lehrern und Pädagogen. Er spricht vor allem auch von Verantwortung der Eltern: "Es gibt auch eine Verpflichtung in den Elternhäusern, dass aus den Kindern etwas wird", so Wöginger.

Paul Kimberger: Wir brauchen Treibstoff

Der frisch gebackene CLV Obmann und oberster Lehrergewerkschafter Paul Kimberger spricht in seiner Rede bei der CLV-Generalversammlung von einem Weg, der vielleicht jetzt wieder in eine richtige Richtung gehen könnte. "Wir dürfen uns keinen Rat mehr von schulfremden Personen einholen und es darf auch nicht mehr blindlings aufs Gas gestiegen werden", so Kimberger. "Die künftige Regierung muss nötige Mittel aufbringen, um Veränderungen machen zu können", so Kimberger weiter.

Pfarrer Schießler: Auftreten statt Austreten

Rainer Maria Schießler ist Pfarrer in München St. Maximilian. Mit seiner besonderen Art sticht er heraus. Er ist nicht der typische Pfarrer. Schießler trifft man sowohl als Kellner am Münchner Oktoberfest als auch als "Entertainer" in der Kirche. Der Buchautor hält auch mal Messen für Autos oder Tiere oder schenkt zu Weihnachten in der Mette Sekt aus! In seinem Vortrag geht er auf die Kirchenaussteiger ein. Er stellt außerdem die Frage nach dem "Warum".

Thomas Rammerstorfer: Politik in der Schule - eine extreme Herausforderung

Thomas Rammerstorfer ist Extremismus-Experte, freier Journalist, in der Altenbetreuung tätig und Vorsitzender-Stellvertreter der "Welser Initiative gegen Faschismus". Im März 2017 sorgte der Abbruch eines Extremismus-Vortrages (bzw. der Diskussion danach) von Thomas Rammerstorfer am Linzer BORG für bundesweites Aufsehen. Im Vortrag bei der Generalversammlung der Grünen/kuliUG geht er auf die Inhalte seiner Ausführungen in der Schule ein und erklärt wie es zu diesem Abbruch gekommen ist und wie dies sein Leben nachhaltig beeinflusst hat.

Thomas Rammerstorfer: "Wir fordern Aussteiger- und Präventionsprogramme"

Wir haben den Extremismus-Experten Thomas Rammerstorfer nach seinem Vortrag „Politik in der Schule - eine extreme Herausforderung“ über die Folgewirkungen seines in März 2017 abgebrochenen Vortrags an einer Linzer Schule, die Schlüsse, die er daraus zieht, was in der Extremismus-Prävention bei Jugendlichen notwendig ist und welche Wünsche er in Sachen Politischer Bildung in der Schule hat, befragt.

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