Was unterscheidet Mädchen von Buben?

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Im Rahmen des Girls' Day lud man am 15.3.2016 zur Fortbildung für Lehrkräfte in die Linzer Redoutensäle. Thema waren die Unterschiede zwischen den Geschlechtern, auch in Bezug auf die Berufswahl. Warum findet man deutlich mehr Buben als Mädchen in technischen Berufen? Alte Rollenbilder? Interesse?

Gerald Hüther stellte auch die Sinnfrage, ob es denn einen Girls´ Day geben müsse und ob dieser sinnvoll sei. Seine im Vortrag geäußerten Aussagen, dass Frauen & Mädchen sowieso in die Naturwissenschaft gehen, so wie sie auch in den „Fußball gegangen sind“ und dass sie nun auch zum „Mond fliegen wollen“, möchten wir (das Land OÖ & die Edugroup) an dieser Stelle nicht unkommentiert lassen.

  • Wir geben Herrn Hüther recht, dass Frauen auch in die Naturwissenschaften und technische Berufe gehen und dort vertreten sind, nur sind sie dort stark unterrepräsentiert (könnte geschätzt jener Quote nahe kommen, wie der Quote im Fußball)
  • Der Aussage, dass punktuelle Tage nur wenig bringen,  können wir grundsätzlich auch zustimmen. Jedoch ist der Girls´ Day nur eine Maßnahme von vielen, um Mädchen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern – und das quer durch alle Altersstufen (TechnikBoxen in allen OÖ Volksschulen, Power Girls, FIT – Frauen in die Technik, MIT – Mädchen in die Technik, …). In Anbetracht des breiten Angebotes an Maßnahmen sind wir überzeugt, dass diese Impulse durchaus meinungsbildend und motivierend wirken können.
  • Der Aussage, bei Projekten, wie dem Girls´ Day, würden die Teilnehmerinnen zu Objekten gemacht (dh. Jemanden zur Durchsetzung seiner eigenen Interessen zu benutzen) können und wollen wir uns nicht anschließen. Wir wollen Mädchen abseits von Genderklischees die Bandbreite an (Ausbildungs)Wegen aufzeigen, dazu bräuchte es vor allem ein Elternhaus, das den Kindern diese Möglichkeiten offenlegt und zugänglich macht. Dies ist leider oft nicht der Fall, darum sehen wir es als unsere Aufgabe, Mädchen über deren Chancen zu informieren. Wir zwingen niemandem einen Weg auf. Dass sich die Wirtschaft bzw. Institutionen über mehr Mädchen  in technischen Berufen freuen, sehen wir nicht als zum „Objektmachen von Mädchen“ sondern als eine Win-Win –Situation.
  • Wir würden uns freuen, wenn derartige Förderungsprogramme wie Girls´ Day und Co irgendwann nicht mehr notwendig sind, weil Mädchen und Burschen sich frei nach ihrer Begabung dort hin orientieren können, wohin sie wollen – da wir nach wie vor aber nicht glauben, dass es von Natur aus gegeben ist, dass Mädchen zur Einzelhandels- und Bürokauffrau oder Friseurin geboren wurden (Quelle WKO: http://wko.at/statistik/wgraf/2015_03_Lehrlinge_M%C3%A4dchen_2014.pdf)  sondern in vielen Facetten ihre Begabungen und Träume haben, werden wir auch in Zukunft an unseren Bemühungen festhalten.

Dies betrifft dann auch die Bereiche der Naturwissenschaft und Technik. Hüther sieht nicht das mangelnde Interesse der Mädchen als Problem, "ich glaube gar nicht, dass das stimmt, dass sich Mädchen nicht für Flugzeuge und Dampfmaschinen und sowas interessieren, es ist nur so, dass Jungs in diese Felder hineindrängen und wir als Gesellschaft noch nie was so richtig dagegen getan haben". Später finden die Mädchen dann in diesen Bereichen keinen Einlass mehr. Darum ist es laut Hüther von großer Bedeutung, sich dem Thema schon in der Volksschule anzunehmen - am besten mit Projektarbeiten. So könnten Buben wie Mädchen dieselben Zugänge zu den verschiedensten Themenbereichen vorfinden.

Der Girls' Day soll Schülerinnen der 3. und 4. Klassen der Sekundarstufe 1 technische Berufe näher bringen. Heuer findet der internationale Aktionstag am 28. April statt. Der Girls Day in Oberösterreich ist eine Aktion von Landeshauptmann-Stv. Mag. Thomas Stelzer und dem Frauenreferat des Landes OÖ.

Ihre Meinung


Ursula
13.04.2016 / 14:59
Danke, dass Sie in diesem Beitrag auch manche Aussagen von Gerald Hüther kritisch kommentieren. In meinem schulischen Umfeld werden seine Aussagen derzeit unter dem Namen "Schule im Aufbruch" als "Wunderheilung" für unser Schulsystem verbreitet. Kritisches Hinterfragen wird mit Allgemeinplätzen weg argumentiert. Eine pädagogisch oder wissenschaftlich begründete Diskussion, die manche seiner Aussagen bestätigen, habe ich bislang noch nirgends gefunden. Insofern sind Ihre Anmerkungen ein erster kleiner Schritt in diese Richtung.

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