"BOINC"

Wenn Sie heutzutage Ihren Beitrag zu einem großen wissenschaftlichen Durchbruch leisten wollen, müssen Sie nicht unbedingt Nuklear- oder Astrophysik studiert haben. Es kann schon reichen, wenn Sie Ihren PC oder Ihr Smartphone im Leerlauf etwas Arbeit erledigen lassen.

Es gibt kaum etwas, was die Wissenschaft so dringend braucht, wie Rechenleistung. Sei es für die Berechnung von Gravitationswellen, Klimavorhersagen, für die Medikamentenforschung oder für die Suche nach schwarzen Löchern und außerirdischem Leben - die gesammelten und generierten Daten sind mittlerweile so umfangreich, dass die Entwicklung der Prozessorleistung mit dem Rechenbedarf für die Interpretation und Berechnung von Aussagen nicht mehr Schritt halten konnte. Manche Institute und Einrichtungen können sich Super-Computer leisten, in denen abertausende Prozessoren die Berechnung übernehmen. Es geht aber auch anders herum. Statt einer Maschine mit vielen Prozessoren, kann man auch viele Maschinen mit jeweils einem Prozessor verwenden - und dafür eignen sich die PCs und Smartphones von Privatpersonen auf der ganzen Welt einfach hervorragend.

Wie stell ich mir das vor

Computer und Telefone haben über den Tag verteilt häufig Leerlaufzeiten. Man unterbricht beispielsweise die Arbeit am Computer um sich einen Kaffee zu holen oder schnell einen Happen zu essen. Das Smartphone liegt einen guten Teil des Tages ohnehin nur am Schreibtisch und wartet drauf, dass man es benutzt. Diese Leerlaufzeiten kann man nun benutzen, um die Rechenleistung der eigenen Geräte für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Dabei werden die zu berechnenden Daten aus dem Internet geladen, auf dem eigenen Gerät berechnet und die Ergebnisse werden wieder zurückgesendet. Nachdem das nur in Zeiten passiert, an denen man ohnehin nicht selber arbeitet, kriegt man davon kaum etwas mit. Die neusten Apps für Smartphones geben auch darauf acht, dass diese Prozesse nur passieren, wenn die Internetverbindung per WLAN hergestellt ist und das Smartphone am Ladekabel hängt. Dadurch wird auch gleich verhindert, dass die Kosten für den Datenverkehr explodieren und der Handyakku dauernd leer ist.

Aus Berkley kommt BOINC

Damit nicht jedes Projekt, das diesen Weg gehen will, eine eigene Infrastruktur aufbauen muss, wurde an der Universität Berkeley das Projekt "BOINC" (Berkeley Open Infrastrukture for Network Computing) initialisiert. Registriert man sich dort als User, kann man aus verschiedensten Projekten auswählen, die man mit seiner Rechenleistung unterstützen möchte. Mit dabei sind Projekte mit klingenden Namen wie "Einstein@home", "Rosetta@home" oder "SETI@home". Für jedes Projekt gibt es auf der Homepage von Boinc eine kurze Beschreibung, was genau denn da erforscht wird und somit, was man unterstützt. Danach muss man sich nur noch ein kleines Programm auf den PC oder das Smartphone laden, und schon beginnt man, die Wissenschaft zu unterstützen. Investieren muss man dafür schlussendlich nur ein paar Cent Stromkosten, die für die Berechnung verbraucht werden.