Freies Betriebssystem "ReactOS"

Bild: www.reactos.org

Denkt man an freie Betriebssysteme für Desktop-PCs, kommt einem als erstes meist Linux in sämtlichen Facetten in den Sinn. Es gibt aber natürlich auch noch andere. ReactOS beispielsweise ...

Das Projekt

Ins Leben gerufen wurde ReactOS 1996 mit dem Ziel, eine kostenlose Alternative zum Betrieb von Windows-95-Programmen zu bieten. Das größte Problem von Linux-Distributionen ist nämlich nach wie vor, dass Windows-Programme nicht ohne Weiteres darauf laufen und man immer Umwege in Kauf nehmen muss, deren Funktionsweise niemand garantieren kann. Bei ReactOS hingegen ist es erklärtes Projektziel, eine Kompatibilität zu Windows NT und sämtlichen Nachfolgern zu erreichen (also XP, Server 2003 oder auch Windows 7). Die Schwierigkeit dabei liegt darin, dass viele Informationen für die API-Aufrufe, die in Windows-Programmen zum Einsatz kommen, nicht öffentlich dokumentiert sind (anders als beispielsweise bei Linux). Dadurch müssen sehr große Teile komplett neu programmiert werden.

Screenshot: www.reactos.org

Technischer Background

ReactOS wird hauptsächlich in C und C++ entwickelt. Dort wo es möglich ist, wird natürlich schon Code aus bestehenden Open-Source-Projekten genutzt. Vor allem das unter Linux berühmte WINE wird verwendet, um  die Win32-API zu realisieren. Ausgenommen davon sind allerdings Komponenten wie NTDLL, USER32 oder KERNEL32, da diese bei WINE an die Linux-Architektur angelehnt sind.
Die grundlegende Systemarchitektur von ReactOS ist schon sehr weit fortgeschritten. Programme wie 7-Zipt, VLC Media Player oder Office 2006 sind als stabil eingetragen. Von einer kompletten Alternative zu Windows ist man allerdings noch weit entfernt. So fehlen beispielsweise die Treiber für Geräteklassen wie Drucker und Scanner noch komplett. Auch die Integration von neuer Hardware ist oft ein Problem, was zu der interessanten Problematik führt, dass ReactOS auf älterer Hardware meist besser und stabiler läuft, als auf neuen Geräten. Das macht sich auch in den Systemanforderungen bemerkbar. Ein Prozessor der ersten Pentium-Generation und 32 Megabyte Speicher reichen in Normalfall schon aus, um das Betriebssystem zum Laufen zu bringen.

Die Zukunft

Die Entwickler hatten vor allem nach dem Ende des XP-Supports durch Microsoft gehofft, mehr Zulauf für ihr Projekt zu bekommen (da es durchaus ein XP-Ersatz sein hätte können). Es blieb bisher allerdings bei der Hoffnung. Auch Finanzierungsprojekte per Crowdfunding-Plattformen wie Kickstarter haben bisher nicht die gesteckten Ziele erreicht. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es mit der anstehenden Veröffentlichung von Windows 10 generell um dieses Open-Source-Projekt bestellt sein wird, da Microsoft angekündigt hat, dass die neue Windows-Version für Frühumsteiger kostenlos sein wird. Wird diese Ankündigung in die Tat umgesetzt, fällt der aktuell größte Vorteil von ReactOS weg. Es sieht also aktuell so aus, als wär eine tolle Idee zu spät gekommen.

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