8% der Jugendlichen brechen Bildung vorzeitig ab
Acht Prozent der österreichischen Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren gelten als vorzeitige Bildungsabbrecher. Das zeigt eine im Auftrag der Arbeiterkammer erstellte Studie von Mario Steiner. Sie verfügen maximal über einen Pflichtschulabschluss und sind aktuell nicht in Ausbildung.
Diese Ergebnisse präsentierte Mario Steiner vom Institut für höhere Studien (IHS) bei einer Veranstaltung der Arbeiterkammer (AK).
Die größten Schwierigkeiten zeigen sich hier erwartungsgemäß nach der neunten Schulstufe, also beim Übergang vom ersten ins zweite jahr der Ausbildung. Denn an diesem Punkt endet die Schulpflicht bzw. beginnt das duale Ausbildungssystem.
Verschiedene Einflussfaktoren
Besonders oft brechen Jugendliche mit Migrationshintergrund (bis zu 26 %), Jugendliche aus bildungsfernen Elternhäusern (18,2 %) und mit arbeitslosen Eltern (17,7 %) vorzeitig ab. Zum Vergleich: Nur 4,7 % der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sind solche "Early School Leavers", 2,9 % der Kinder von Eltern mit mindestens Matura und 5,5 % der Kinder von Beschäftigten.
Schulen unterschiedlich stark betroffen
Die einzelnen Schulformen sind vom Sitzenbleiben, Abbruch oder Schulwechsel unterschiedlich stark betroffen. An den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) schaffen nur knapp die Hälfte der Schüler (46,1 %) bis in die Abschlussklasse. Demgegenüber bleiben 6,9 % mindestens einmal sitzen, 35,3 % wechseln die Schule und weitere 11,8% brechen die Ausbildung ganz ab.
"Hauptverantwortlich" für die hohe Zahl an Schulwechslern sind jene rund 25 %, die nach der ersten Klasse BMS eine Lehre beginnen.
Kaufmännische Schule haben den größten "Bildungsknick"
An kaufmännischen Schulen erreichen lediglich 36 % ohne Probleme die Abschlussklasse: 10,4 % müssen eine Klasse wiederholen, 34,7 % wechseln die Ausbildung und 18,9 % brechen die Schule ganz ab. Auch wenn man die knapp 23% Wechsler in die Lehre vom ersten ins zweite Schuljahr abzieht, bleiben noch immer 42% Problemschüler, "die die Frage nach einer Reform dieser Form der Ausbildung aufwerfen".
Um einiges niedriger erweist sich die Abbruch- und Wechselquote der berufsbildenden höheren Schulen (BHS): 58 % der Schüler erreichen hier die Abschlussklasse, während 10,6 % eine Klasse wiederholen, 26,4 % die Schule wechseln und 5,1 % ganz abbrechen.
AHS-Oberstufe verzeichnet niedrigste "Schulversagensrate"
In der AHS-Oberstufe wechseln nur 15,1 % der Schüler die Ausbildung, auch die Anteile der "Sitzenbleiber" (8,8 %) oder der Schulabbrecher (6,5 %) sind vergleichsweise gering. "Dies führt zu dem Befund, dass sich diese Schulform nach der starken sozialen Selektion beim Eintritt (nach der Volksschule, Anm.) als die am wenigsten selektive im Laufe der weiteren Ausbildung herauskristallisiert", heißt es in der Studie.
Unterschiede zwischen Hauptschule und AHS-Unterstufe
Anhang der Untersuchungsergebnisse konnte festgestellt werden, dass es sowohl einen Unterschied macht, ob die Jugendlichen eine Hauptschule (Neue Mittelschule) besucht haben oder eine AHS-Unterstufe. Die "Verlustraten" der Hauptschulabsolventen in der Oberstufe sind um rund 15 % höher als jene der AHS-Unterstufenschuler.
Dies hänge bis zu einem gewissen Grad damit zusammen, dass viele Hauptschulabsolventen über ein zwischengeschobenen BMHS-Jahr in die Lehre wechseln: "Zugleich Zugleich sind diese Ergebnisse durchaus dazu angetan, Zweifel an der These zu formulieren, AHS-Unterstufe und Hauptschule (NMS) würden in gleichem Maße auf die Herausforderungen der Sekundarstufe II vorbereiten und auch den HauptschulabsolventInnen stünden im Anschluss alle Wege gleich offen. De jure mag das stimmen, de facto sind sie mit größeren Problemen konfrontiert, die sich in deutlich erhöhten Verlustraten ausdrücken."