iPad-Klassen – Lehren und Lernen mit der Wunderflunder: Zum Einsatz von iPads in der Schule

Schüler aller Leistungsniveaus können mehr und nachhaltiger lernen. Projekt- und problembezogenes Lehren wird erleichtert oder erst ermöglicht. iPads sind wegen ihrer Zuverlässigkeit, schnellen Verfügbarkeit, intuitiven Bedienbarkeit und Kosteneffizienz sehr gut für den schulischen Einsatz geeignet.

Fragestellung Wie lässt sich Unterricht mit Hilfe von iPads nachhaltig ergänzen und verbessern?
Gerätekategorie iPads
Institution/Fach Hauptschule, Klassen 7, fächerübergreifend, kein privater Gebrauch
Methode Erfahrungsbericht

 

iPad-Klassen: Zahlen, Daten, Fakten

Seit Herbst 2011, so die Studie, verfügen die Schüler zweier Klassen der Stufe 7 über je ein Ausleihgerät pro Schüler. Die Kosten von rund 27 000 € wurden durch Schulträger und Eigenmittel der Schule finanziert. Die Internetverbindung erfolgt über WLAN. Als hauptsächliche Apps werden genutzt: Safari als Webbrowser, Youtube, iWorks, Rechtschreibduden, Google Earth, Adobe PDF Reader, Tagesschau und ZDF-Mediathek, Cut the rope, Musée du Louvre, Museum of Modern Arts und Dropbox.

Das Projektteam

Als wichtigste Prämisse im Vorfeld wird die Einführung eines Kompetenzteams gesehen. Dies soll unter der Einhaltung regelmäßiger Jour fixes dazu beitragen, einen regelmäßigen und nachhaltigen Erfahrungsaustausch und eine kontinuierliche Fortentwicklung des Projekts gewährleisten zu können.

Ziele

Durch den Einsatz der iPads sollen laut Studie verschiedene Ziele verfolgt werden. Zu den hier genannten gehören die Förderung der Medienkompetenz sowie die Schüleraktivierung durch Steigerung der Lernfreude und eine Steigerung der effektiven Lernzeit. Des Weiteren geht es um die Binnendifferenzierung und Förderung kooperativer Lernformen, um die Reduktion von Lehr-/Lernmitteln, die Verbesserung der Arbeitsorganisationen von Schülern, das Anstreben einer größeren Bildungsgerechtigkeit durch Inklusion und nicht zuletzt die Steigerung der Attraktivität der Schule.

„Die Pädagogik bestimmt die Technik – nicht umgekehrt!“

Es wird argumentiert, dass es für die adäquate Nutzung ausgefeilter Technik, gerade im Schulunterricht in der Regel des Expertenwissens bedürfe. Durch den Einsatz von iPads mit den Technologieeigenschaften der einfachen Bedienbarkeit, Wartungsarmut und Leistungsfähigkeit hinsichtlich schulischer Bedürfnisse werde die Voraussetzung von großer Expertise ausgeschaltet. Die Technik der Geräte sei von Schülern schnell erlernbar und führe somit zu einer höheren Akzeptanz und intensiver Nutzung als Arbeitswerkzeug. Die Einführung des iPads stelle auch im Zeitalter der digitalen Medien eine Zäsur dar, da im Gegensatz zur herkömmlichen Tablet-Technologie kein Stift als Eingabegerät mehr benötigt werde und die App Economy völlig neue Möglichkeiten im Hinblick auf pädagogische Apps schaffe. Die minimierte Hemmschwelle zur Nutzung von iPads sei auf diese technologischen Innovationen zurückzuführen.

Unterrichten in den iPad-Klassen

Ein langfristiger Ersatz des bestehenden Unterrichtssystems durch iPads stehe laut der Studie nicht als Ziel, eher werde ein ergänzender Ansatz verfolgt. Die Geräte mit ihren Arbeitswerkzeugen und aufbereiteten Lehrmaterialien seien,  neben bestehenden Lernwerkzeugen, als weiteres Arbeitswerkzeug in den Schulalltag zu integrieren. Durch den Einsatz von Apps, wie dem Rechtschreibduden oder iWork, würden Fehler korrigiert und Ergänzungen vorgenommen. Leistungsstarke Schüler könnten über die zu leistenden Aufgaben hinaus weitere Aufgaben bearbeiten. Mit Hilfe der Dropbox-Software würden Arbeitsblätter in digitaler Form bearbeitet und vom Lehrpersonal korrigiert, was eine Einsparung von Kopierkosten mit sich bringe. Durch die interaktiven Lerninhalte verschiedener Apps ließen sich Themengebiete in einem größeren Ausmaß darstellen und individuell bearbeiten.

Warum „jedem seins“? Warum kein „iPad-Sharing“?

Aus pädagogischen Gründen sei mit der 1:1-Lösung eine Beobachtung und gegebenenfalls Kommentierung der Arbeitsschritte einzelner Schüler sinnvoll. Da die iPads über keine Benutzerverwaltung verfügen, stellen personalisierte Geräte somit eine bessere Möglichkeit dar, auch Fehlverhalten einzuschränken. Der technische Vorteil der schnellen Verfügbarkeit – das Booten entfällt – würde durch eine Sharing-Lösung hinfällig, da damit Geräte vor ihrem Einsatz aus der zentralen Lagerstätte beschafft werden müssten und somit doch wieder Zeit verloren ginge.

Erfahrungsberichte der Schüler und Lehrer

Je nach Förderungsbedarf oder Leistungsstand lassen sich laut Studie individuelle Erfahrungen der Schüler ableiten. Eine Verbesserung der jeweiligen persönlichen Schwachpunkte stehe dabei im Vordergrund. So wird berichtet, dass z. B. Schüler mit weniger Organisationstalent angeben, ihre Fähigkeiten diesbezüglich verbessern zu können. Begabte Schüler schätzen, so der Bericht, in erster Linie die Möglichkeit, Inhalte tiefergehend erarbeiten und Zusatzaufgaben lösen zu können. Bei Schülern mit durchschnittlichen Leistungen stehe das vereinfachte Zugreifen auf Informationen oder Arbeitsblätter im Vordergrund. Neben der Zeitersparnis sieht das Lehrpersonal vor allem in der Differenzierung einen Vorteil des Arbeitswerkzeuges. Bessere Schüler würden durch vielfältige Zusatzmöglichkeiten weiter gefordert, während schlechtere Schüler mehr Hilfestellungen an die Hand bekämen. Dies habe eine Steigerung der Motivation zur Folge. Durch die interaktiven Inhalte der Apps werde eine Öffnung des Unterrichts hin zu projektartigem Lernen ermöglicht. Das Lehrpersonal könne schnell und tiefgehend auf Wünsche und Fragestellungen von Schülern reagieren. Die interaktiven Inhalte ermöglichten zudem mehrkanaliges Lernen.

Ausblick: iPads und Schulbücher

Bestehende Schulbücher werden als ein akzeptiertes Leitmedium bezeichnet. Sie böten neben didaktisch-methodisch, hochwertig aufbereiteten Informationen weitere Vorteile: Ihr Wissen sei überprüfbar, durch die Zulassungspflicht seien sie lehrplankonform, in Verlagen, Schulen und Verwaltungen herrsche eine eingespielte Logik und die Finanzierung sei eindeutig und verlässlich geregelt.

Eine Einführung von digitalen Schulbüchern für iPads würde, so der Bericht, oben genannte Vorteile um die Interaktivität erweitern und zu Kosteneinsparungen bei Papier beitragen.

iPads vs. Netbooks

Der Vorteil der billigeren Anschaffungskosten von Netbooks wird in der Analyse bei Betrachtung von weiteren Maßnahmen, die der Netbook-Einsatz erfordert, entkräftet. Bei Netbooks mit ihrer höheren Leistungsaufnahme (50 oder mehr Watt) kämen weitere Kosten durch neu elektrifizierte Unterrichtsräume hinzu. Diese entfalle bei iPad-Geräten. Weiter sei eine Hardware mit Monitorscharnieren für den schulischen Gebrauch ineffizient. Hinsichtlich der Betriebssysteme sei kein entscheidungsrelevanter Unterschied zwischen iPads und Netbooks ersichtlich. Das Fehlen von USB-Schnittstellen bei iPads werde durch die Anwendung "Dropbox“ ausgeglichen.

Münzer, M. (2012). „iPad-Klassen – Lehren und Lernen mit der Wunderflunder: Zum Einsatz von iPads in der Schule“. In www.mekonet.de (Hrsg.)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
19.03.2014
Link
https://www.edugroup.at/innovation/tablets-mobiles/didaktik/aus-der-forschung/detail/ipad-klassen-lehren-und-lernen-mit-der-wunderflunder-zum-einsatz-von-ipads-in-der-schule.html?parentuid=216832&cHash=63cf2643c1441a54967e3c3015c05184
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