iPad-Schulen – Zusammenfassung der Expertenbefragungen

Die folgenden Erkenntnisse basieren auf Experteninterviews mit Schulleitern verschiedener Schulen, an denen in Pilotprojekten der Einsatz von iPads erprobt wird. Ziel der Interviews war es, Erkenntnisse und Erfahrungen über den praktischen Einsatz zu sammeln und bilanzierend präsentieren zu können.

Art des Einsatzes

Zu den vier befragten Schulformen gehörten ein Gymnasium, eine Realschule, eine Gesamtschule und eine Hauptschule. Die in die Befragung aufgenommenen Schulen wiesen in ihrem Leitbild ein offenes und innovatives Verständnis von Lehre auf.

Die iPads kamen in sämtlichen Klassenstufen zum Einsatz. Im Schwerpunkt wurden die Klassenstufen 7 und 8 mit diesen Geräten ausgestattet. Anwendung fanden die Geräte fächerübergreifend, ein Schwerpunkt wurde nicht genannt, allerdings fand sich im Fach Sport eine bisher begrenzte Anwendung der iPads.

Aus didaktischen Gründen und zur Optimierung der Lernergebnisse erwies sich das 1:1-Modell als die Präferenzvariante gegenüber einer Pool-Lösung.

In zwei der befragten Schulen durften die Schüler die iPads mit nach Hause nehmen und privat nutzen, da die Geräte von den Eltern finanziert wurden und somit privates Eigentum waren. In den anderen Schulen war eine private Nutzung des iPads nicht möglich. Aus versicherungsrechtlichen Gründen war das Mitnehmen nach Hause ebenfalls untersagt.

Nutzung

Bei der Nutzung der iPads spielten Apps bei allen Befragten eine eher zweitrangige Rolle. Zwar existiert bisher schon eine große Vielfalt im App-Angebot, jedoch fanden sich laut der Befragten darunter bisher zu wenige mit effektiver unterrichtsunterstützender Qualität. Hier wurden die Anforderungen einer Implementierung sichtbar, die erfüllt sein mussten, um den Lernerfolg durch den iPad-Einsatz im Unterricht nachhaltig zu gewährleisten.

Interessant für die Verantwortlichen auf Schulseite waren vor allem präsentations- und arbeitsunterstützende Programme wie Keynote und Pages, Recherche- und Nachschlagfunktionen sowie Web-Anwendungen. Als wichtigste Nutzungsfunktion wurden Audio- und Videofunktionen genannt. Bei keinem der Befragten wurden Social-Media-Anwendungen im Unterricht benutzt. Die Schüler tauschten ihre Materialien per E-Mail und iMessage aus.

Um sicherzustellen, dass Schüler auf keinen bedenklichen Internetseiten surfen, wurden hauptsächlich Filtersoftware-Lösungen und OSS (Open School Servers) angewendet. Damit war es dem Lehrpersonal möglich, Arbeitsschritte nachzuvollziehen und gegebenenfalls einzelne Schüler anzusprechen oder Internetseiten sperren zu lassen. Neben diesen Lösungen wirkte eine ausreichende Beschäftigung der Schüler als effektivstes Mittel gegen ungewolltes Surfverhalten im Unterricht.

Sämtliche Befragten gaben eine positive Rückmeldung bezüglich der Einführung des Lehrpersonals in die iPad-Technik. Vorwissen im Umgang mit Tablets zu besitzen war nicht nötig, da die Nutzung der iPads sich selbst erklärt. Dies wurde von den Befragten als ein entscheidender Vorteil bewertet. Das Lehrpersonal eignete sich das noch nötige Wissen darüber hinaus in schulinternen Fortbildungen selber an.

Bewertung des vom iPad gestützten Unterrichts

Der Einsatz von iPads im Unterricht wurde von allen Schulleitern durchgängig positiv bewertet. Hervorgehoben wurden bei der Bewertung die einfache und schnelle Handhabung des iPads und die Möglichkeit, neue Präsentationstechniken im Unterricht anwenden zu können.

Im Vergleich zum herkömmlichen Unterricht wurde die Ergänzung um interaktive Lehrinhalte als Fortschritt angeführt. Das iPad wurde als Bereicherung zu den bisherigen Arbeitsmitteln in der Schule als ein weiteres Arbeitsmittel begriffen.

Als wesentlicher Unterschied, verglichen mit durch Standrechner und/oder Laptop unterstützte Unterrichtsformen, wurde die höhere Mobilität und Flexibilität durch die ultraleichten Geräte aufgeführt. Im Gegensatz zu den notwendigen Einschränkungen, die mit der Nutzung bisheriger Computerräume einhergingen, lässt sich das iPad in jedem Klassenraum einsetzen. Zusätzlich aufgeführt wurde der Vorteil der sofortigen Einsatzbereitschaft der Geräte. Auch die Möglichkeit, für jeden Schüler personalisiert ein Gerät einrichten zu können, zählt als Vorteil.

Lernen mit iPad

Alle Befragten teilten die Einschätzung, dass der Lernerfolg durch Unterrichtsergänzung mit iPad-Geräten steigen kann. Wichtigster Faktor ist hier der lösungsorientierte Ansatz, den iPads unterstützen. So können Schüler lernen, sich mit Hilfe der Geräte ihr Wissen selber anzueignen und werden dadurch in ihrer Rolle als selbstständig Lernender mehr gefordert. Die Übung im Umgang mit moderner Kommunikationstechnik wird als hilfreiche und wirksame Vorbereitung auf spätere berufliche Anforderungen bewertet. Die Individualisierung von unterrichtlichen Inhalten je nach Leistungsniveau der Schüler wurde sehr begrüßt. Dennoch bringt dies neue Herausforderungen mit sich, da die Lehrer offensichtlich den Wunsch empfinden, jeden Schüler somit auch individuell zu betreuen und ihn in seiner Nutzung zu begleiten. Dies scheint bisher noch schwer umzusetzen zu sein.

Durch den Einsatz von iPads kann die Interaktion von Lehrern und Schülern beeinflusst werden. So nennen die Befragten eine selbstständigere Unterrichtsform als einen wichtigen Faktor, da Schüler durch das selbstständige Erarbeiten von Sachverhalten gefordert werden, lösungsorientierter und eigenständiger vorzugehen. Als zweiter Faktor wurde das Zustandekommen von mehr Interaktion (Diskussionsrunden und Austausch, Bildung von Expertenteams) und Kommunikation zwischen Schülern untereinander und Schülern und Lehrern genannt. Lehrer agieren stärker in der Rolle des Moderators von zu erarbeitenden Lerninhalten.

Das iPad wurde auch nach längerer Zeit im Unterricht nicht als „Spaßobjekt“ angesehen. Alle Befragten gaben an, dass sich die Schüler nach anfänglicher Begeisterung schnell an die Geräte gewöhnten und sie als selbstverständlich ansahen.

Bezüglich des Einfluss der iPads auf eine Steigerung der Motivation gaben sämtliche Befragten eine eindeutig positive Antwort. Ausschlaggebend dafür ist vor allem die Möglichkeit des Lehrpersonals, mit Hilfe des iPads schnell auf Wünsche und Anregungen der Schüler reagieren zu können. Das flexible Reagieren auf Interessen der Schüler wirkte sich positiv auf deren Lernfreude aus.

Finanzierung der Einsätze und Versicherung der iPads

Elternbeirat, Ehemaligenvereine, Finanzierung durch Schulträger und eigene Mittel waren die am häufigsten genannten Finanzierungsformen. In einem Falle wurden die iPads von den Eltern finanziert.

Für die Geräte lag in der Regel eine Diebstahlversicherung vor.

Finanzieller Mehrwert

Als primärer Kosteneinsparungspunkt wurde eine Reduktion der Kopierkosten genannt. Ein Ersatz der Schulbuchkosten wird derzeit nicht gesehen, da das Angebot an digitalen Schulbüchern derzeit noch zu gering ist.

Als kritischer Kostenfaktor wurden die jährlich anfallenden Überarbeitungen der iPad-Software genannt. Zusätzlich waren die Befragten unsicher hinsichtlich der Gefahr fortlaufend neuer iPad-Geräte auf dem Markt sowie kurzer Produktzyklen, was möglicherweise zu regelmäßig anfallenden Anschaffungskosten aufgrund veralteter Geräte führen würde.

Wo sieht das Lehrpersonal Handlungsbedarf?

Bezüglich der auf dem Markt erhältlichen Apps ist der Tenor der Befragten einheitlich. Hier wünschten sich die Interviewten eine höhere Anzahl an inhaltlich wertvollen Angeboten und eine Reduktion des unübersichtlichen Markts. Die Apps wurden meist als zu unsicher in ihrer Vertrauenswürdigkeit bezüglich der Inhalte und Autoren eingestuft. Im Zuge dessen äußerten die Befragten einhellig den Bedarf an Initiativen und Konzepten von Seiten der Schulbuchverlage, da diese ihre Inhalte genehmigen lassen müssen und durch jahrelange Zusammenarbeit Vertrauensverhältnisse entstanden sind.

Schulbücher sollten als iBooks mit integrierten Multimediainhalten und interaktiven Anwendungen zur Verfügung stehen. Eine tiefergehende Untersuchung des fächerspezifischen Bedarfs an Apps und Entwicklungen wurde an dieser Stelle von der Mehrzahl der Befragten gewünscht.

Auch die Forderung nach einem kompatiblen E-Learning-Managementsystem, welches mit dem iPad harmoniert, wurde laut. Für eine Arbeitserleichterung des Lehrpersonals erachteten die Befragten eine Verbesserung hinsichtlich einer einfachen Möglichkeit zum Verteilen von Arbeitsblättern als wichtig.

Zusätzlich wurde eine Umstellung der Didaktik in Richtung des problemorientierten Lehrens gewünscht.

Hinsichtlich der Einführung von iPad-Geräten in den Schulalltag wünschten sich die Befragten eine Sicherstellung der integral notwendigen Rahmenbedingungen für die Schulen, sowohl im Hinblick auf finanzielle Fragen als auch in der Beantwortung der Frage, wie Medienkompetenz richtig vermittelt und gelehrt werden soll.

Als weiterer Punkt wurde Handlungsbedarf hinsichtlich fehlender Aufklärung durch Firmen wie Apple genannt. Neben den Vorzügen von iPads sollte ebenso eine kritische und aufklärende Sichtweise vermittelt werden, um Sucht und zu intensiven Gebrauch im privaten Bereich vorzubeugen. Die Befragten sahen vor allem bei den jungen Schülern ansonsten die Gefahr eines zu naiven und wenig reflektierten Gebrauchs der Geräte.

Wie ist die Meinung der Eltern?

Laut der befragten Schulleiter ist die verbesserte Medienkompetenz – vor allem vor dem Hintergrund beruflicher Forderungen – für die meisten Eltern das entscheidende Argument für die schulische Nutzung von iPads. Durch den Einsatz neuer Medien könnten Schüler am besten für das 21. Jahrhundert und die Wissensgesellschaft lernen. Daneben zählt eine Verbesserung der Präsentationstechniken der Schüler eine große Rolle in der elterlichen Befürwortung von iPads.

Kritisch sehen die meisten Eltern das Ablenkungspotenzial der iPads sowohl im schulischen als auch privaten Bereich. Zudem sind die meisten Eltern unsicher in Fragen des Datenschutzes und einer effektiven Kontrolle des Internetkonsums der Schüler.

iPads im Vergleich zu anderen Tablets

Als Hauptargument für das iPad wurde seine leichte Handhabung und Bedienbarkeit genannt. Wichtige Einflussfaktoren für eine Kaufentscheidung waren die Stabilität und Zuverlässigkeit des Betriebssystems, zuverlässige und schnelle Anwendbarkeit, Unempfindlichkeit gegenüber Viren und eine Technik, die eine logische Erschließbarkeit zulässt – sich also selbst erklärt. Zudem ist die lange Batterielaufzeit ein weiteres herausragendes Alleinstellungsmerkmal im Vergleich mit anderen Tablets. Die Anwendung im Schulalltag wird entsprechend der oben genannten Aspekte vereinfacht und damit für das befragte Lehrpersonal besonders attraktiv.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
20.03.2014
Link
https://www.edugroup.at/innovation/tablets-mobiles/didaktik/aus-der-forschung/detail/ipad-schulen-zusammenfassung-der-expertenbefragungen.html?parentuid=216832&cHash=2de165326ae992dc1eb9a5e6522a1a0a
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