Jäger des sinnlosen Pixels?

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Anfang Juni war es wieder einmal so weit. Die Markführer der Display-Branche traf sich zur Display-Week in San Jose, Kalifornien. Nicht fehlen durfte dabei natürlich die Jagd nach neuen Rekorden in der Display-Technik.

Mittlerweile wird es immer öfter als wichtiges Verkaufsargument verwendet: die Pixeldichte bei Handy- oder Tablet-Displays. Diese Kennzahl gibt an, wie viele Pixel pro Zoll ("Pixel per Inch" = ppi) auf dem Display dargestellt werden. Das iPhone 6 Plus bietet beispielsweise 401 ppi, das iPhone 6 hat mit 326 ppi immer noch eine doppelt so hohe Pixeldichte als das "Urmodell" iPhone 1. Das aktuelle Samsung-Flagschiff Galaxy S6 bietet sogar eine Pixeldichte von 576 ppi.

Auf der Display-Week 2015 wurden diese Werte aber noch mal deutlich überboten. Japan Display (JDI) hatte ein 6-Zoll-Display mit über 730 ppi angekündigt - dann aber leider nicht ausgestellt. Der Mitbewerber Boe aus China präsentierte gar Displays mit 806 und 941 ppi. Alle wurden aber von Produzent AFD in die Schranken gewiesen, die auf einem gerade mal 2,8 Zoll großen Display 2560 x 1440 Pixel unterbrachten. Dies ergibt eine Pixeldichte von 1038 ppi. Die Herstellung solcher Displays ist dabei aber gar nicht mehr so einfach. Die Temperaturen zur Herstellung liegen bei etwa 600 Grad und selbst bei diesen Temperaturen darf das Substrat seine Form und Ausdehnung nicht verlieren. Die feinen Leitungen würden sonst reißen und unbrauchbar werden.

Wie sinnvoll sind diese Pixeldichten?

Die Frage, die dabei immer öfter auftaucht, ist, ob solch hohe Pixeldichten für Handys und Tablets überhaupt noch sinnvoll sind, da auch das menschliche Auge nur eine begrenzte Wahrnehmungsfähigkeit besitzt. Recherchiert man hier nach Daten, weichen diese immer etwas voneinander ab. Als Richtwert kann man aber sagen, dass das menschliche Auge ein Auflösungsvermögen von etwa einer Winkelminute besitzt. Das bedeutet, dass auf einen Meter Entfernung ein Objekt von 0,3 mm Größe wahrgenommen werden kann. Hält man sein Handy oder Tablet also in 25 Zentimetern Entfernung zum Auge, entspricht das einer Auflösung von 338 ppi. Bei 35 Zentimetern sind es schon nur noch 242 ppi, bei 45 Zentimetern 188 ppi. Mit anderen Worten: alles was über etwa 350 Pixel pro Zoll hinausgeht, kann bei normaler Verwendung eines Handys oder Tablets kaum oder gar nicht mehr wahrgenommen werden.

Jetzt könnte man natürlich sagen: "Was soll's? Hilft's nichts, schadet's nicht. Mehr ist immer gut." Das stimmt aber leider nur begrenzt. Einer der größten Stromfresser bei mobilen Endgeräten ist nämlich noch immer das Display. Je höher also die Pixeldichte, desto höher der Akkuverbrauch. Es kann also passieren, dass einer der wichtigsten Faktoren für das tägliche Aufladen des Smartphone-Akkus Pixel sind, die man eigentlich gar nicht mehr wahrnehmen kann.

Trotzdem sinnvolle Einsatzgebiete

Die Sinnhaftigkeit dieser enorm hohen Pixeldichten ist also vor allem bei mobilen Endgeräten auf jeden Fall zu hinterfragen. Es gibt jedoch durchaus Bereiche, in denen diese hohen Dichten sinnvoll und wünschenswert sind. Beispiel: die Brillen im Bereich "Virtual Reality". Die meist sehr kleinen Displays dieser Brillen befinden sich nur wenige Zentimeter vom Auge entfernt. In so einem speziellen Fall ist eine hohe Pixeldichte also durchaus notwendig.

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