Die Zukunft der pädagogischen Berufe

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Die neue PädagogInnenausbildung ist ein gemeinsames Regierungsprojekt von Bildungs- und Wissenschaftsministerium, das noch in dieser Legislaturperiode (Studienbeginn im Herbst 2013) starten soll.

Im Regierungseinkommen ist festgehalten, dass die "PädagogInnenbildung NEU" eine der Bologna-Struktur entsprechende, durchlässige und zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen abgestimmte Neuorganisation der verschiedenen Lehramtsstudien auf tertiärem Niveau vorsieht. Diese Neuorganisation soll die Ausbildungen an den Universitäten und Pädagogischen Hochschulen zusammenführen.

Eine Vorbereitungsgruppe unter der Leitung von Andreas Schnider hat basierend auf einer Fülle an Gesprächen und Vorarbeiten konkrete Umsetzungsvorschläge als Basis für die gesetzliche Verankerung der neuen PädagogInnenbildung ausgearbeitet, die Ende Juni 2011 veröffentlicht wurden.

Was wird kommen?

Ein Überblick über die wichtigsten Begriffe im Zusammenhang mit der neuen PädagogInnen-Ausbildung:

AUSBILDUNGSDAUER: Die Ausbildungszeit für Pädagogen wird sich - zumindest gegenüber der derzeitigen Pflichtschullehrer-Ausbildung - deutlich verlängern: Mindestens 5,5 Jahre dauert es, bis ein Lehrer selbstständig unterrichten darf und eine Fixanstellung bekommen kann - nämlich vier Jahre Bachelor-Studium, ein Jahr Praxis in der Induktionsphase und mindestens ein einjähriges Masterstudium, wobei dieses bereits während der Induktionsphase begonnen werden kann.

BACHELOR: Allgemeinbildende Pädagogen können zwischen einem Bachelorstudium für den Elementar- und Primarbereich (Altersbereich 0 bis 12 Jahre) und für den Sekundarbereich (8 bis 19 Jahre) wählen. Dabei können die Studenten sich auf die Lehrbefähigung für die Altersgruppe 0 bis 6, 6 bis 10, 10 bis 14 und 14 bis 19 Jahre spezialisieren. Außerdem ist eine Schwerpunktsetzung auf Inklusive Pädagogik, Heterogenität, Medienpädagogik etc. möglich. Der Bachelor umfasst 240 ECTS-Punkte, das entspricht dem Arbeitspensum von vier Jahren.

EIGNUNGSFESTSTELLUNG: Diese ist Teil des Bachelorstudiums und soll nicht aus einem singulären Test bestehen. Nach ein bis zwei Semestern mit Praxiserfahrung soll der Praxisbetreuer - im Idealfall gemeinsam mit dem Student - entscheiden, ob dieser für den Beruf geeignet ist.

ENTWICKLUNGSRAT: Dieser soll vom Unterrichts- und Wissenschaftsministerium eingerichtet und auf zehn Jahre bestellt werden. Er soll erheben, welche Anforderungen es heute an Pädagogen in den verschiedenen Bereichen gibt, und dementsprechend die Rahmenstudienpläne weiterentwickeln. Außerdem soll er die Entwicklung der neuen Lehrerausbildungseinrichtungen begleiten und die Einhaltung der Vorgaben kontrollieren.

GEMEINSAMER PÄDAGOGISCHER KERN: Ein Viertel des Stoffs ist in allen Bachelor-Studien enthalten. Ein Teil davon beschäftigt sich mit Allgemeinem (Bildung und ihre Organisation, Gesellschaft und Wissenschaft etc.), die anderen mit je nach Einsatzfeld unterschiedlichen Fragen (erziehungs- und bildungswissenschaftliche Grundlagen etc.).

INDUKTIONSPHASE: Einführung in die Berufspraxis durch einen speziell ausgebildeten Mentor. Dafür muss das Bachelorstudium bzw. bei Quereinsteigern eine gleichwertige Ausbildung inklusive des Gemeinsamen Pädagogischen Kerns bereits absolviert sein.

LEHRBEFÄHIGUNG: Nach dem Bachelor und der Induktionsphase können die Absolventen bereits unterrichten bzw. im Kindergarten arbeiten. Allerdings müssen sie innerhalb von fünf Jahren den Master abschließen, davor dürfen sie nicht alleinverantwortlich unterrichten und bekommen keinen unbefristeten Vertrag.

MASTER: Diese Studien sind für Pädagogen verpflichtend vorgesehen und dauern ein bis zwei Jahre. Dabei kann entweder der im Bachelor-Studium gewählte Teilbereich vertieft, die Lehrbefähigung um eine andere Altersgruppe erweitert oder eine Zusatzbefähigung (Ausbildung zum Mentor, Management-Vorbereitung für Schulleiter) erworben werden. Das Studium wird mit einer Masterarbeit zur Spezialisierung auf ein pädagogisches oder fachdidaktisches Thema abgeschlossen.

PÄDAGOGEN FÜR BERUFSBILDENDE SCHULEN: Ohne einschlägige Berufsausbildung oder Studium muss das Bachelorstudium für die Sekundarstufe belegt werden, dazu ist eine berufsfachliche Spezialisierung nötig. Facheinschlägige Berufsausbildung und Praxis von Quereinsteigern sollen angerechnet werden.

STUDIENPLÄNE: Die Arbeitsgruppe gibt lediglich Rahmencurricula vor. Diese umfassen neben dem Gemeinsamen Pädagogischen Kern Veranstaltungen zu altersbereichsspezifischer Didaktik, Schulfächer und "Flächenfächer" (Naturwissenschaften oder Sozialwissenschaften) und dazugehörige Fachwissenschaft und -didaktik. Lehrer der Sekundarstufe müssen zwei Schulfächer oder ein Flächenfach wählen. Wert gelegt wird auf Diagnose- und Förderkompetenz, Umgang mit Heterogenität etc.

TRÄGERORGANISATION: Die gemeinsame PädagogInnenausbildung wird zur Entstehung neuer Einrichtungen führen, die gemeinsam Leistungen anbieten werden. Zur Debatte steht eine Aufwertung der Pädagogischen Hochschulen zu Pädagogischen Universitäten bzw. ein Angebot unter Federführung von Universitäten. Dabei sollen regional unterschiedliche Lösungen möglich sein. Innerhalb von fünf bis zehn Jahren soll eine solche Einrichtung folgende Voraussetzungen erfüllen: Sie soll Pädagogen für alle Altersgruppen zumindest in den allgemeinbildenden Fächern ausbilden können, alle akademischen Abschlüsse von Bachelor bis PhD anbieten und die Gesamtverantwortung für die Pädagogenbildung in ihrem Bereich übernehmen. Außerdem müssen 25 Prozent der Lehrenden mindestens über ein Doktorat und 25 Prozent über mindestens fünf Jahre Praxiserfahrung verfügen.

Quelle: APA ZukunftWissen

Bericht mit Empfehlungen der Vorbereitungsgruppe

Die detaillierten Eckpunkte der Studienpläne, die Anforderungen an die Träger der "PädagogInnenbildung NEU" sowie die Aufgaben des Entwicklungsrats können Sie im Bericht mit den Empfehlungen der Vorbereitungsgruppe (Juni 2011) nachlesen: Endbericht (PDF, 142 KB, bm:ukk)

Einrichtung eines Entwicklungsrates

Ende Februar 2012 wurde ein gemeinsamer Entwicklungsrat unter Vorsitz des Bildungsexperten Andreas Schnider nominiert. Er hat folgende Aufgaben:

  • Definition der Eckpunkte für Kompetenzkataloge
  • Weiterentwicklung bei der Koordinierung der Eckpunkte für Curricula
  • Anerkennung der Ausbildungsprogramme
  • Empfehlungen für Leistungsvereinbarungen
  • Erstellung eines gesamtösterreichischen Entwicklungsplans für die Verankerung der PädagogInnenbildung NEU.

Drei Reformpakete für die Pädagogischen Hochschulen

Im Rahmen eines Pressegesprächs im März 2012 wurden von Bildungsministerin Dr. Claudia Schmied, Univ.-Doz. Mag. Dr. Andreas Schnider und Univ.-Prof. Mag. Dr. Roland Fischer drei Reformpakete für die Pädagogischen Hochschulen und deren Umsetzungsstand präsentiert:

Paket 1: Stärkung der Forschungskompetenz - Personalentwicklung

  • Neues Dienst- und Besoldungsrecht wurde am 13.12.2011 im Ministerrat beschlossen und liegt nun im Nationalrat zur weiteren Behandlung und Beschlussfassung.
  • Das Stipendienprogramm für einschlägige Doktorate und Habilitationen wurde am 5.12.2011 gestartet. Für das Studienjahr 2012/13 wurden bis zum 1.3.2012 insgesamt 14 Anträge für Habilitationsstipendien und 40 Anträge für Doktoratsstipendien eingereicht. Die Vergabeempfehlung durch den wissenschaftlichen Beirat erfolgt Ende März 2012.
  • Weiterbildungsangebote für Lehrende an PH werden derzeit mit Vertretern der Pädagogischen Hochschulen entwickelt; erste Angebote starten im Sommer 2012.

Paket 2: Weiterentwicklung der PH - neue Studienangebote

  • Die Ausschreibung für die neuen Studienangebote wurde am 5.12.2011 gestartet. Insgesamt wurden 14 Bewerbungen für Hochschullehrgänge (mit Masterabschluss) in drei Einreichkategorien (Mentoring, Kollegiales Lernen, Schulmanagement) von den Pädagogischen Hochschulen bis zum 31.1.2012 eingereicht. Die Vergabeempfehlung des Auswahlgremiums für 8 Bewerbungen liegt vor.
  • Die Vorbereitung der Studienangebote für Quereinsteiger läuft, das Angebot von berufsbegleitenden Lehramtsstudien wird ausgebaut; ein „Fast Track“-Angebot für Personen mit einem einschlägigen Fachstudium (z.B. Dolmetsch, Anglistik, Germanistik) in allgemeinbildenden Fächern inkl. Berufserfahrung soll nach dem Schweizer Modell eingeführt werden; aktuell wird Änderung im Hochschulgesetz vorbereitet.

Paket 3: Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung

  • Die Einladung an die Rektorate der Pädagogischen Hochschulen zur Vorlage einer Potentialanalyse bis März 2012 ist erfolgt. Im April erfolgt die Sichtung und Gesamtanalyse durch den Entwicklungsrat.
  • In der Arbeitsgruppe zu Auswahl- und Eignungsverfahren läuft derzeit die Abstimmung der Eckpunkte für die Überarbeitung der Hochschul-Zulassungsverordnung.
  • Die Arbeitsgruppe zur Curriculaentwicklung widmet sich derzeit der Umwandlung der Hauptschul-Curricula zu NMS-Curricula.
  • Die Weiterentwicklung der BAKIP in Richtung weiterer Kompetenzdifferenzierung und bessere Anrechnungsmöglichkeiten wurde begonnen. Eine Gesetzesvorlage zur Änderung SchOG ist in Vorbereitung.

Quelle: bm:ukk, Zur Presseaussendung (PDF)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.07.2001
Link
https://www.edugroup.at/detail/paedagoginnenbildung-neu-die-zukunft-der-paedagogischen-berufe.html
Kostenpflichtig
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