Kindern eine Stimme geben

Unterstützte Kommunikation (UK) ist, fehlende Lautsprache zu ersetzen oder zu ergänzen. Dies ist einerseits möglich durch Bildkarten, Gebärden, Gesten oder Mimik, andererseits durch elektronische Hilfsmittel.

Unterstützte Kommunikation an der Martin Boos Schule

Regina Doppler

Ein Beitrag von Regina Doppler, Lehrerin an der Martin Boos Schule in Gallneukirchen: Reden, kommunizieren, etwas auswählen, etwas ablehnen, einfach sprechen, sich unterhalten - wie es im Filmbeitrag so treffend formuliert wird – das sind Selbstverständlichkeiten für alle Menschen - sollte man meinen! Aber gerade im Sonderschulbereich und auch in integrativen Klassen treffen wir immer wieder Schüler und Schülerinnen, die aus den verschiedensten Gründen nicht oder kaum sprechen können.

Selbstbestimmung, Selbstwirksamkeit, Beziehungsaufbau, Teilhabe, Partizipation, Integration, Inklusion, Eigenverantwortung – so lauten die wichtigsten Forderungen und Schlagworte der letzten Jahre in der Pädagogik. 

Kommunikation ist die Basis

Aber ohne Kommunikation ist echte Teilhabe kaum möglich. Kommunikation ist sozusagen die Voraussetzung dafür, mit anderen gemeinsam an einer Sache zu arbeiten, sich gemeinsam für etwas zu interessieren, seinen eigenen Standpunkt zu vertreten und diesen auch miteinander zu "besprechen" und zu verwirklichen. Die Lautsprache als Mittel dafür steht vielen Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf  nicht zur Verfügung und lässt sich auch durch logopädische Bemühungen über viele Jahren hinweg nicht erlernen. Hier sind alternative Angebote zur Kommunikationsförderung gefragt!

Unterstützte Kommunikation ist ein Konzept, ein Bündel an verschiedenen Methoden und Maßnahmen, um allen Kindern auf allen Entwicklungsstufen eine individuelle Teilhabe in der Schule zu ermöglichen. Es ist eine Möglichkeit, ihre Ausdrucksfähigkeiten zu verbessern, ihr Sprachverständnis und damit auch ihr Selbstbewusstsein zu erhöhen und entwicklungshemmende Auswirkungen ihrer Sprachlosigkeit zu lindern.

Trotz fehlender Sprache, viel zu sagen

Viele SchülerInnen können zwar nicht sprechen, haben aber trotzdem viel zu sagen – dies lässt sich oft an ihren "sprechenden Augen" und an ihrer "vielsagenden Mimik" und Körpersprache erkennen.

Manche von ihnen werden aufgrund von körperlichen Beeinträchtigungen nie sprechen lernen können. Manche brauchen Unterstütze Kommunikation zum Lautspracherwerb oder als Ergänzung für ihre schwer verständliche Sprache und manche brauchen Unterstützte Kommunikation als Ersatzsprache, da sie weder verstehen noch sprechen können. Gerade der Schule als Bildungseinrichtung kommt hier eine hohe Verantwortung zu.

Differenziertes Lernangebot und individuelle Begleitung

Im Bezirk Urfahr-Umgebung haben zwei Lehrerinnen seit einem Jahr die Ausbildung zur Kommunikationspädagogin abgeschlossen und unterrichten an der Martin Boos Schule. Unterstützte Kommunikation passiert nicht von selbst sondern muss gezeigt und gelernt werden. Die Anerkennung  der Lern- und Entwicklungsfähigkeit aller SchülerInnen erfordert ein differenziertes Lernangebot und eine individuelle Begleitung: Gebärden, symbolische und grafische Kommunikationsmittel, einfache Taster und komplexe Sprachausgabegeräte, aber auch das iPad kommen zum Einsatz. Tagebücher, Videos mit Nachrichtenfunktion und Ich-Bücher verbessern den Austausch mit dem Elternhaus und der Therapiestation.  

Kleine und größere Erfolge durch gelungene Kommunikation und die Begeisterung der Kinder (und Eltern) lassen sich mittlerweile sehen. Es ist einfach wichtig und schön, dass alle mitreden können!