Wanderschafe mit Reisepass

Über 300 Schäfchen befinden sich gerade in der VS St. Veit in Graz auf Wanderschaft. Ausgestattet mit einem Reisepass reisen die Schäfchen von Familie zu Familie. Darin wird festgehalten, was sie bei ihren Hirtinnen und Hirten erleben. Im Schäfchenradio kann man diese Abenteuer nachhören.

Das Projekt ist wie ein Gesellschaftsspiel, an dem alle Personen der Schulgemeinschaft und darüber hinaus beteiligt sind. Im Laufe der Zeit hat sich aus dem schulinternen Projekt für das Schuljahr 2015/16 ein medienpädagogisches Projekt entwickelt.

Wanderschäfchen on Tour

Angefangen hat alles mit 100 Stoffschafen zu Ostern 2015. Grundstein der Idee war die biblische Geschichte vom wiedergefundenen Schaf aus Lukas 15,4-6. 100 Kinder wurden Schaf-Paten, gaben den Schäfchen Namen und statteten sie mit einem Reisepass aus. Alle Schülerinnen und Schüler der VS St. Veit, mitunter auch Eltern und Lehrkräfte sind, nun gemeinsam Hirten und Hirtinnen für die Wanderschäfchen.

Geschichten für den Reisepass

Was sie alles mit den Schäfchen erlebt haben, schreiben die Kinder in die Reisepässe der Schafe. Meist kehren die flauschigen Begleiter nach ein bis drei Wochen wieder in die Schule zurück und werden somit auch einem anderen Hirten bzw. einer anderen Hirtin anvertraut. Die Geschichten, Fotos und Zeichnungen in den Reisepässen werden den anderen Mitschülern und Mitschülerinnen präsentiert.

Die Schafe kommen ins Radio

Mittlerweile ist die Schafherde um einiges gewachsen. Über 300 Wanderschafe sind nun unterwegs und freuen sich darauf Neues zu erleben. Aus den Erlebnissen und Erfahrungen der Kinder entstehen nun medienpädagogisch aufbereitet Audiopodcasts unter dem Titel "Schäfchenradio". Aus den anfänglich geplanten 20 Audio-Podcasts wurden 41 Beiträge, die unter den Playlists oder dem Bilderbuch auf Schäfchenradio jederzeit angehört werden können.

Es braucht ein ganzes Dorf

Durch die Schäfchen entstehen Begegnungen, Erfahrungen werden geteilt, Kinder kommen miteinander ins Gespräch - nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch außerhalb. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen sich als Teil einer Gesellschaft zu erkennen, die eigene Meinung zu vertreten, Verantwortung für einander zu übernehmen und eine starke Persönlichkeit zu entwickeln. Es werden Begegnungen in der "Dorfgemeinschaft" angeregt und es entsteht ein Prozess, der eine Gesellschaft abbildet, die miteinander im Austausch ist. Anders als bei digitalen Freundschaften, stehen hinter den Reisepässen der Schafe Personen aus dem nahen Umfeld, die die Kinder unkompliziert kennenlernen können. "Daraus ergibt sich eine große Lern- und Lebensressource, die ich den Kindern bewusst machen möchte", so Gerlinde Praher, Religionslehrerin und Projektleiterin des "Schäfchenradios".

Schafe im Medienpädagogik-Pelz

Dieser lebendige Austausch in der Gemeinschaft soll duch das "Schäfchenradio" öffentlich hörbar gemacht werden. Die Umsetzung des Projekts wird von der Radiojournalistin und Medienpädagogin Doris Rudlof-Garreis unterstützt. Ziel ist unter anderem die Entwicklung und Förderung von Sprache und ihren Mitteln zur Präsentation der je eigenen Wirklichkeit in der digitalen Welt. Rudlof-Garreis bringt in den Prozess der beteiligten Personen noch die mediale Präsentation und einen bewussten Umgang mit Sprache, Veröffentlichung von persönlichen Erfahrungen äußerst kindgerecht ein. Durch ihren Input werden den Kindern weitere Felder zum kreativen Umgang mit den Erfahrungen und Erlebnissen eröffnet, die sicherlich nachhaltige Wirkung auf die Ausdruckskraft und Persönlichkeit der Kinder hat.