2005-04 Kulturwortschatz Europa: Brezel
Die grobe „Brachialgewalt“ und die feine „Brezel“, etymologisch gleicherweise stimmig, sind tatsächlich eines und desselben Stammes. Freilich: Der brachialen Gewalt hat der Zahn der Zeit - wenn das krause Bild erlaubt ist - kein Härchen, kein Vokälchen und kein Konsonäntchen krümmen können; die ...
Die grobe „Brachialgewalt“ und die feine „Brezel“, etymologisch gleicherweise stimmig, sind tatsächlich eines und desselben Stammes. Freilich: Der brachialen Gewalt hat der Zahn der Zeit - wenn das krause Bild erlaubt ist - kein Härchen, kein Vokälchen und kein Konsonäntchen krĂĽmmen können; die Brezel hat er - und da passt das Bild schon besser - umso genĂĽsslicher angeknabbert. Hinter beiden steht das griechische Substantiv brachĂon und das entsprechende lateinische brac(c)hium, „Arm“, samt dem Adjektiv brac(c)hialis: Die Brachialgewalt ist demnach eine sozusagen armschwingende oder, wie wir sagen: handgreifliche Gewalt, die Brezel ein sozusagen armschlingendes oder deutlicher: die Arme verschränkendes Gebäck.
Weitere faszinierende Wortgeschichten finden Sie in folgenden BĂĽchern:
Bartels, Klaus, Wie die Murmeltiere murmeln lernten. 77 Wortgeschichten, Philipp von Zabern, Mainz 2001
Bartels, Klaus, TrĂĽffelschweine im Kartoffelacker. 77 Wortgeschichten, Philipp von Zabern, Mainz 2003
Bartels, Klaus, Wie Berenike auf die Vernissage kam. 77 Wortgeschichten, 3., durchgesehene Auflage, Philipp von Zabern, Mainz 2004