Effektive Gewaltprävention

Im Vorwort macht Werner Greve, Professor an der Universität Hildesheim, auf das Präventionsparadox aufmerksam, das er darin sieht, dass eine gelungene Prävention jene Phänomene zum Verschwinden bringt, denen man vorbeugen wollte: Bestand überhaupt ein Problem? Und andererseits: Sind nicht die...

Buchtitel: Effektive Gewaltprävention. Evaluierte und praxiserprobte Konzepte für Schulen.
Autorinnen: Schick A
Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht
Erschienen: 2010

...weiter bestehenden Probleme Grund genug dafür, anzunehmen, dass die Prävention nicht gewirkt hat? Den Ausweg bietet eine kritische Analyse internationaler und deutschsprachiger Präventionsprogramme, die Schick, Psychologe und Leiter des Heidelberger Präventionszentrums, penibel nach mehreren Kriterien vornimmt: So gibt es bei den internationalen Gewaltpräventionsansätzen eine vierstufige Effektivitätsbeurteilung (kein Vorliegen wissenschaftlicher Evaluationsergebnisse, vielleicht effektiv, wahrscheinlich effektiv, durch mindestens zwei methodisch hochwertige Studien gesicherte Effektivität), wobei die Programme differenziert werden für die einzelnen Schulpartner: Programme für Schulklassen, für Lehrkräfte und für Eltern (letztere erhalten die besten Effitivitätsbeurteilungen), und Mehrebenenansätze. Bei den deutschsprachigen Gewaltpräventionsansätzen wird die Analyse noch differenzierter: Beurteilt werden der Theorie-Praxis-Bezug, die Intensität, die Struktur, die Methodik, die Fortbildung, der Support und die Effektivität der Programme für Schulklassen (wobei hier Gewaltpräventions-programme und Lebenskompetenzprogramme unterschieden werden), der Programme für Eltern ( worunter auch –quasi als Pendant zu den Lebenskompetenzprogrammen- Erziehungskompetenzkurse beschrieben werden), Programme für Lehrkräfte und Mehrebenen- Ansätze. Was hier ausgeführt wurde macht den starken Mittelteil des Buches aus, während der erste Abschnitt Angaben zum dissozialen Verhalten im Kindes- und Jugendalter (Definition, Erhebungsverfahren, Epidemiologie, Risiko- und Schutzfaktoren darstellt. Der dritte, vor dem umfangreichen Literaturverzeichnis abschließende Abschnitt wirft nochmals die kritische Frage auf, wie effektiv Gewaltprävention wirklich ist. Hier werden im Durchschnitt kleine bis moderate Effekte gefunden, wobei viele Programme erst im Pilotstadium sind, außerdem – siehe Eingangsparadoxon – sei es besser, positive Veränderungen (z.B. erworbene Kompetenzen) zu beschreiben, als nicht eingetretene negative Folgen. Bezüglich der Nachhaltigkeit der Programme gibt es auch noch viele offene Fragen und kaum Untersuchungen. Wertvoll werden die Nebeneffekte erachtet: Z.B. bessere Lerneffekte durch ein förderlicheres Klima.

Das Buch empfiehlt sich als Nachschlagewerk sowohl, wenn eines der vielen beschriebenen Verfahren zum Einsatz gelangen soll, als auch, wenn etwa eine Schule ein eigenes Programm zusammen stellen will und sich an den Evaluationsergebnissen bzw. –kriterien orientieren will!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
12.07.2010
Link
https://pup.schule.at/portale/psychologie-und-philosophie/news/detail/effektive-gewaltpraevention.html
Kostenpflichtig
nein