Buchtitel: Fehler in der Psychotherapie. Theorie, Beispiele und Lösungsansätze für die Praxis.
Autorinnen: Bienenstein St. & Rother M
Verlag: Springer
Erschienen: 2009

Die Autoren schaffen es, das Begehen von Fehlern nicht als persönliche Niederlage, als Schmach erscheinen zu lassen. Sie überbringen daher paradoxer Weise eine gute Nachricht, wenn sie vom Fehlerhaften in der Psychotherapie reden, nicht, weil Fehler anstrebenswert sind, sondern, weil das, was man aus Fehlern lernen kann, wertvoll ist.

Die Autoren vermeiden es, das Tribunal, das Gewissen für andere sein zu wollen. Sie stellen sich nicht außerhalb der Reihe, sondern mitten in sie hinein und lassen ihre eigene Betroffenheit zu.

Zu allen Jahreszeiten – also beim Frühling der Ideengenerierung, beim Sommer der Anerkennung, beim Herbst der Nutzziehung und beim Winter der Gefahrenvermeidung ist es wichtig, sich seines Menschseins bewusst zu bleiben, sich der Versuchung der Apotheose oder bescheidener der Gurifikation oder der Tribunalwerdung zu entziehen und sich bewusst zu bleiben, dass Menschsein immer Irrtumsanfälligkeit bedeutet. Somit ist das Buch und vor allem auch die menschliche Haltung der Autoren dahinter ein Plädoyer für einen scharfsichtigen und dennoch gütigen Fallibilismus.

Eine scharfsichtige und zugleich gütige Haltung erkennt, dass die übertriebene Fehlervermeidung selbst wieder fehleranfällig ist. Diesen weisen Umgang mit der Irrtumsanfälligkeit als anthropologischer Ur-Konstante atmet das Buch von Stefan Bienenstein und Mathias Rother.