Lehrbuch Musiktherapie

Es handelt sich bei diesem Lehrbuch um ein in mehrfacher Weise herausragendes Buch. Zunächst erfolgt eine sehr gewinnende persönliche Zuwendung zum Leser im Vorwort und dann ein origineller Vergleich des Lehrbuchaufbaus mit einer Sonate: Denn tatsächlich ist der Teil I eine Exposition...

Buchtitel:  Lehrbuch Musiktherapie
Autorinnen: Decker-Voigt H, Oberegelsbacher D und Timmermann T
Verlag: München: E.Reinhardt
Erschienen: 2008

...des Themas in allen Grundlagen (Definition, Praxisfelder, Indikation, Forschung, Instrumentarium, Praxeologie, Improvisation, Rezeption, das Wort in der Musiktherapie, anthropologische und ethnologische, sowie historische Aspekte, , die Musiktherapie der Gegenwart), Teil II – die Durchführung- bringt eine Parallelbetrachtung zur Entwicklungspsychologie vom Pränatalen Raum bis zur letzten Lebensphase einerseits und andererseits der Beschreibung klinischer Behandlungsbeispiele mit musiktherapeutischen Mitteln bei verschiedensten Abweichungen vom Normalverlauf des Lebensabschnittes. Schließlich kommt es im dritten Teil zur Reprise und Coda: Das bisher Erläuterte zur Musiktherapie wird schlussfolgernd reflektiert in Bezug auf die berufliche Identität, die Position im Rahmen der Psychotherapie, Forschungsausblick, Ausbildung und wichtige Kontaktmöglichkeiten. Der Autorin und den Autoren gelingt dabei die Verbindung eines lebendigen, originellen Stils mit dichter und dennoch verständlich gehaltener Information. Aus dem Teil I sei beispielhaft angeführt das Kapitel 5, überschrieben mit: Das Instrumentarium: Streicheln und ermorden- Musikinstrumente: ihr Appell, ihre Symbolik. Hier wird faszinierend die Wechselwirkung zwischen Musikinstrument und Person beschrieben, indem auf tiefenpsychologische Konzepte eingegangen wird und Musik, wie Tanz und Malerei, der verbal nicht fassbaren präsentativen Symbolik zugerechnet wird. Aus Teil II sei beispielhaft erwähnt Abb. 15.3, die Zusammenhänge zwischen der Selbstwahrnehmung in den ersten 15 Lebensmonaten mit verschiedenen musikalischen Bauelementen wie Rhythmus, Dynamik, Klang, Melos und mit Persönlichkeitsprägungen wie Nähe-Distanz etc. darstellt. Der Teil II imponiert insbesondere durch die mitvollziehbare „Übersetzung“ von Störungsbildern in musiktherapeutische Interventionen, ob es sich nun um Musiktherapie in der Neonatologie oder in einem Hospiz handelt. Aus Teil III sei der originelle Vorschlag der Autorin hervorgehoben, ein erfahrungsbegründetes inneres Vokabelheft für die Übersetzung musiktherapeutischer Momente in etablierte Fachsprachen anzulegen. Beispiel: Melodie Hänschen klein ging allein = Angst vor oder Wunsch nach Autonomie bei enger Mutterbindung.

Die hervorgehobenen Beispiele sind keine Wertungen, sondern demonstrieren die Anregungskraft und Vielfärbigkeit dieser Kombination aus Lehrbuch und spannender Lektüre! Man ist wirklich froh, dieses Buch zu besitzen und immer wieder daraus schöpfen zu können.

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
18.11.2008
Link
https://pup.schule.at/portale/psychologie-und-philosophie/news/detail/lehrbuch-musiktherapie.html?parentuid=179606&cHash=2e11f5996576721953a6643207d556f9
Kostenpflichtig
nein