Inland

Autor OBREHT, Téa

Verlag London: Weidenfeld&Nicolson 2019

Für „The Tiger’s Wife“ hat die in Belgrad geborene Autorin den Orange Prize gewonnen und nun legt sie ihren zweiten Roman vor. Wie viele, die nicht Englisch als Muttersprache hatten (vgl. Conrad), besticht ihr Buch vor allem durch Sprachmächtigkeit.

So heißt es etwa von den Kamelen, die im Roman umherwandern (ein militärisches Experiment): „in the fresh air and open sky, roaring, jostling, belching incredibly, dust-rolling, butting necks along wide laterals”.

Einer der Protagonisten in dem im Arizona der 1890er-Jahre angesiedelten Roman ist Laurie Mattie, der eigentlich aus Sarajewo stammt und vom Verbrecher und Mörder zum Kameltreiber avanciert und der seine Geschichte dem Kamel Burke diktiert. Die andere Hauptfigur ist Nora Lark (37), deren Ehemann auf der Suche nach Wasser verschwunden ist, deren beiden Söhne an diesem Tag ebenfalls nicht auffindbar sind (sind sie auf Rachefeldzug?) und die mit ihrem jüngsten Sohn, der gebrechlichen Mutter und der Cousine ihres Mannes, Josie, die sich als Medium sieht, allein auf der Farm zurückbleibt. Die lange Dürre macht ihnen sichtlich zu schaffen, aber auch die Intrigen, die sich zur Zeit in ihrer Wohngegend abspielen, tragen zum Verfall der Familie bei.

Obreht entwirft ein, soweit ich das beurteilen kann, ziemlich genaues Bild eines Wilden Westens, der andere Sorgen hat als Revolverhelden und Überfälle. Stimmt, Mattie ist ein Gejagter, aber auch er gehört einer vergangenen Zeit an. Obreht spielt viel mehr mit literarischen Versatzstücken, die sie in ihre raue Erzählung einbindet, und schafft damit ein Werk von einzigartiger Dichte.

pp. 368

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.11.2019
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