Dunbar

Autor ST. AUBYN, Edward

Verlag London: Hogarth Press 2017

Der Hogarth-Shakespeare (s. Archiv) ist eine wahre Freude; wie schade, dass nun nur noch zwei aus der Serie fehlen!

„All of us will be blown to dust” heißt es am Ende des Romans. Bevor dies geschieht, vollzieht sich aber die Tragödie, diesmal die des Königs Lear, der sich zu spät in einem Akt der Anagnorisis selbst begegnet.

In St. Aubyns Fassung erleben wir dies mit dem Medienmogul (Murdoch-mäßig) Henry Dunbar, der von seinen beiden Töchtern Megan und Abigail entmachtet wurde, der seine dritte Tochter Florence verstoßen hat und der nun in einem Sanatorium in Wales dahinvegetiert; dorthin wurde er von seinen beiden älteren Töchtern mit Hilfe des skrupellosen Mehrfachverräters Dr. Bob (Edmund) gebracht. Mit Unterstützung des chamäleonartigen, alkoholkranken Komikers Peter (der Narr) kann Dunbar entkommen, und seine irrlichternde Flucht durch die Hügeln des Lake District beginnt; dort trifft er auf Simon (Poor Tom), einem in Ungnade gefallenen Priester, den Dunbars Medien einst verfolgten; auch er hilft ihm weiter.

In der Zwischenzeit sind weder Abigail und Megan noch Florence untätig. Die ersten beiden wegen eines großen finanziellen Coups, die andere, weil sie den Vater retten will.

Abwechselnd lässt uns die Erzählung an den Geschehnissen teilnehmen. Wobei die eigentliche Tragödie, in der eine Veränderung, eine Wandlung sichtbar ist, die des Henry Dunbar ist. Denn die Guten (Florence, Wilson, Chris) bleiben gut, die Bösen (Abigail, Megan, Dr Bob etc.) bleiben böse. Und auch wenn man die Geschichte kennt, darf man mitzittern: Wer wird Dunbar zuerst finden? Wen wird das Unglück wie ereilen? Da bleibt manches offen – auch das ein Kunstgriff, der die Lektüre dieses Buch zu einem meisterlichen Vergnügen macht. Unbedingt lesen!

pp. 211

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2018
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