Forbidden Line

Autor STANBRIDGE, Paul

Verlag Norwich: Galley Beggar Press 2016

„Forbidden Line is a fiercely clever novel“ steht am Klappentext zu lesen, und daher will ich auch gar nicht den Anschein erwecken, dass ich alles verstanden habe. Aber so viel: Unterhaltung und Herausforderung bietet der Roman in Hülle und Fülle.

Zum einen ist es ein quichottischer Roman (wobei die Frage ist: Wie viele Don Quichottes gibt es eigentlich, denn sie werden andauernd anders ausgesprochen). Zum anderen stehen hier viele Autoren Pate. Ich hab immer wieder an Laurence Sterne und an Flauberts „Bouvard et Pécuchet“ denken müssen, aber da ist noch viel mehr drin; da tritt etwa ein Schriftsteller namens Ian McEwan auf, da wird aber auch ein Aufsatz von einer gewissen Smirnova („Use of Numbers by Crows: Investigation by Matching and Oddity Learning“ – den gibt es wirklich) ausführlich abgehandelt.

Am ausführlichsten aber kommt das Werk eines der Protagonisten, Donald „Don“ Waswill, vor, das von seinem getreuen Diener, dem Analphabeten (bis zu einem Blitzschlag) Isaiah „Is“ Olm, herumgeschleppt wird. Es ist eine Enzyklopädie „covering such varied subjects as funerary rituals in Cro-Magnon culture, the development of lacrosse as a systematics of physical exercise, uses of vinegar in the home, humour in a cartographic tradition of Florence, and the history of wigmaking.” Daraus wird auch ausführlich zitiert, und Sie sehen, dass sich Sterne mit “De nasis” ordentlich anstrengen muss, um mithalten zu können.

Das Duo wandert durch England und absolviert eine Reihe pikaresker und oftmals unbedeutender Abenteuer; was ihnen erst spät dämmert, ist, dass sie eine Gruppe von Anhängern haben, die ihre Taten als Neuinterpretation eines Bauernaufstands von 1381 sehen. Gleichzeitig aber dämmert dem Duo auch, dass sie erfundene Charaktere sein könnten…

Stellen Sie sich auf fast 500 eng bedruckte Seiten ein, viele davon noch enger als eng bedruckt, voll von bizarren Abenteuern und Ausführungen. Nehmen Sie sich Zeit – „Forbidden Line“ hat das Zeug zum Kultbuch!

Mein Verdacht – auch Donald Trump hat es schon gelesen, denn auf Seite 299 heißt es: „The facticity of the story is irrelevant, owing to its function as a proto-Foucaldian paradigm in regard to culturo-epistemological entrapment.“

P. S. Ich habe den Prolog für meine achte Klasse kopiert, damit sie sehen, welche Stufe von Englisch sie in der Schule nicht erreichen.

pp. 472

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.04.2017
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/detail/forbidden-line.html
Kostenpflichtig
nein