Gun Island

Autor GHOSH, Amitav

Verlag London: John Murray 2019

Die letzten beiden in Venedig angesiedelten Romanen von Gerhard Roth? Sehr, sehr nervig. Ghosh‘ neuer Roman ist wenigstens nur zur Hälfte in Venedig angesiedelt, dafür auch deutlich weniger nervig.

Was er aber damit bezweckt hat, ein Buch zu schreiben, das Menschenhandel und Klimawandel und Ausbeutung auf allen Ebenen mit einer Geistergeschichte verquickt, bleibt ein wenig rätselhaft.

Deen Datta ist ein Antiquar (eher erfolglos), der in Brooklyn lebt, aber aus Bangladesch gebürtig ist. Bei seinem jährlichen Kalkutta-Besuch lernt er die Cetologin Piya kennen (und auch ein wenig lieben); er geht dort der Legende von Bonduki Sadagar (‘The Gun Merchant’), der einen Schrein in den Sundarbans, einer Inselgruppe in der Bucht von Bengal, hat; der ‚Gun Merchant‘ war stets auf der Flucht vor der Schlangengöttin Manasa Devi. Als der Sohn einer Freundin, Tipu, dort von einer Königscobra gebissen wird, tauchen die ersten Visionen auf. Nicht zuletzt mit der Venezianerin Cinta beginnt Deen sich um all die Geheimnisse anzunehmen, zumal auch Cinta, wissen will, warum Wale und Delphine verenden. Deens Reise führt ihn nach Los Angeles, aber eben auch nach Venedig, wo er vom Flüchtlingselend erfährt, da er dort einen Freund von Tipu trifft. All das ergibt eine eher verwirrende Mischung aus Mythos, Magie, Zoologie – und absurderweise Etymologie, denn die Lösung hängt weitgehend an der Verwandtschaft der Namen Venedig und Varanasi. Mit dazugemengt hat Ghosh noch den Klimawandel, die Schlepperrouten, die Migrantenschicksale, die Ausbeutung. Das alles lässt sich schon lesen, man bleibt davon aber ziemlich unberührt, und schon zum Zeitpunkt meiner Zeilen verdämmert die Erinnerung an jene von Ghosh. Man hat schon Besseres (s. Archiv) von ihm gelesen.

pp. 312

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.09.2019
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/detail/gun-island.html
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nein