Krys Lee, eine südkoreanische Autorin, verknüpft in diesem Buch drei höchst unterschiedliche Schicksale, die an der Grenze von Nordkorea und China bereit sind, ihre persönliche Freiheit zu finden.

Einer der Erzähler ist Yongju (21); nachdem sein Vater vom Geliebten Führer erschossen wurde, flieht er mit Mutter und Schwester nach China; er entkommt dort seinen „Helfern“, Mutter und Schwester werden zurückbehalten (man erfährt später, dass die Mutter an einen chinesischen Bauern verheiratet wurde). Für Yongju, einst Mitglied der koranischen Elite, beginnt nun der Überlebenskampf. Jagmi ist von einem Funktionär schwanger, flieht und landet in einem Videochatroom, wo sie für Nacktaufnahmen posieren muss. Und Danny, ein strenggläubiger Amerikaner und ein ‚joseon-jok‘ (korea-stämmiger Chinese), findet sich ohne Papiere und Geld ebenfalls in der nordchinesischen Provinz wieder.

Alle drei landen schließlich in einer christlichen Mission und sind dort erneut Gefangene, denn die Missionare haben nicht die Absicht, sie laufen zu lassen. Eine Indoktrination wird durch die andere ersetzt. Erst wer die Bibel auswendig kann, darf an Weiterreise denken.

Lees Roman ist reich an Grausamkeiten, manches wird der Dramaturgie geschuldet, aber dennoch gilt vermutlich: Hier werden die Ängste von Flüchtenden sehr glaubhaft dargestellt, wer ohne Papiere und Geld unterwegs ist, ist aller Willkür, die denkbar ist, ausgeliefert. Wer überlebt, überlebt meist in einem entsetzlichen Elend. Und wir lernen auch, dass es offensichtlich nicht egal ist, wo man ein Flüchtling ist.

Wie bei Johnson gibt es hier ebenfalls Kritik daran, dass nicht alles so stimmen kann; aber selbst wenn nur die Hälfte stimmt, ist es schlimm genug. Lesenswert!

pp. 244