Macbeth

Autor NESBØ, Jo

Verlag London: Hogarth 2018

Dies ist der vorletzte Band der exzellenten Hogarth-Shakespeare-Reihe (s. Archiv), und es ist auch der bei weitem umfangreichste. Nesbø hat das getan, was er ausgezeichnet und routiniert kann: einen Thriller geschrieben, der Shakespeares Drama relativ nahe kommt.

Wir sind in einer verregneten, tristen, korrupten, schottischen Industriestadt, vermutlich in den 70er-Jahren; die Industrie hat allerdings schon längst die Pforten zugemacht, Kriminalität und Drogensucht („the brew“) gehören zum Alltag. Auftreten die Inspektoren Duff (Macduff) und Macbeth (der ist Leiter eines SWAT Teams); der Zugriff auf einen Drogentransport soll erfolgen, aber irgendwie vermasselt v.a. Duff die Sache. Macbeth steigt in der Karriereleiter auf, der neue, nicht korrupte Polizeichef Duncan schätzt an ihm, dass er von ganz unten kommt (Waisenhaus, im Übrigen kurzfristig mit Duff, daher die Freundschaft, und Drogenvergangenheit). Während Duff ein Verhältnis mit der Forensikerin hat, ist Macbeth Hals über Kopf in Lday verliebt; die betreibt ein Kasino und betätigt sich als Einflüsterin bei Macbeth. Die wirklichen Fäden aber werden vom Drogenboss Hecate gezogen, der will, dass es Macbeth weit bringt. Es kommt, wie es kommen muss: Macbeth tötet Duncan und daraus ergibt sich eine Folgetat um die andere. Malcolm soll sterben, Banquo muss verschwinden, desgleichen sein Sohn. Zeugen und Mittäter (die Motorradgang Norse Riders) müssen eliminiert werden – bis es eben zum großen Showdown zwischen Macbeth und Duff kommt.

Das Spannende dabei ist (und ja, es ist spannend), WIE Nesbø Ereignisse und Figuren des Dramas für seine Polizei-Geschichte nutzt. Da gibt es schon ein paar Durchhänger bei 500 Seiten, aber anders als Shakespeare kann er auch jeden Mord grausam darstellen (bei Shakespeare etwa können Prinzen nur im Off gekillt werden). Und wie Verrat sich auf Verrat stülpt, wie eine böse Tat weitere böse Taten notwendig macht, das ist – bis zu einem offenen Ende gleichsam – sehr lesbar dargestellt. Als Polizei-Korruptionsroman würde ich selber dennoch Winslows „The Force“ vorziehen (s. Archiv), als Beitrag zur Hogarth-Reihe ist mir aber Nesbøs Buch äußerst willkommen.

pp. 503

 

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.06.2018
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nein