Munich

Autor HARRIS, Robert

Verlag London: Hutchinson 2017

„We should always be aware that what now lies in the past once lay in the future”, zitiert Harris den Historiker Maitland.

Und genau das ist die große Kunst von Robert Harris – dass er uns eine Geschichte, von der wir alle den Ausgang kennen, so präsentiert, als wäre noch jede Spannung, als wären noch alle möglichen Wendungen garantiert.

Wir schreiben September 1938, und Hitler ist angriffslustig – diesmal sollen die Sudetendeutschen heim ins Reich geholt werden, Hitler hat alles für den Einmarsch in die Tschechoslowakei geplant. Chamberlain will aber nicht locker lassen und bemüht sich weiterhin um den Frieden. Ein letztes Treffen findet in München statt…

Die eigentlichen Protagonisten sind aber Studienfreunde aus Oxforder Tagen: Hugh Legat ist der unbedeutendste von Chamberlains Privatsekretären (und hat genug mit heimatlichen Intrigen zu kämpfen), Paul Hartmann ist ein deutscher Diplomat, der sich heimlich der Resistance gegen Hitler angeschlossen hat. Sie können arrangieren, dass sie beim Münchner Treffen dabei sind, Hartmann will Chamberlain von Hitlers finsteren Absichten überzeugen, aber letztlich wissen wir, wie das ausgeht.

Dennoch: Die Rettungsversuche sind spannend, die Schicksale der beiden hängen stets am seidenen Faden. Für uns Leser/innen wird die Vergangenheit also plötzlich zur Zukunft. Das ist jetzt nicht Weltliteratur, aber Harris ist ein exzellenter Handwerker, der nicht nur gründlich eingelesen ist (etwa in das Leben des Adam von Trott), sondern der auch, wie er bei der „buch-wien“ erzählt hat, die Originalschauplätze genau begutachtet hat. Spannend und lehrreich – und ein Lesevergnügen!

pp. 338

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.02.2018
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