Aber da ich in der Londoner U-Bahn so viele Leute gesehen habe, die es mit Vergnügen lasen, und da es im Buch auch nicht evangelikal zugeht, kann ich nach der Lektüre eine Empfehlung aussprechen.

Braithwaite hat die Geschichte zweier Schwestern in Lago angesiedelt und dabei einiges an Lokalkolorit eingefangen. Und auch wenn Serienmorde eine Rolle spielen, so ist es doch vielmehr ein Buch über das Verhältnis von zwei Schwestern, wobei es der älteren eben zukommt, sich stets schützend vor die jüngere zu stellen. So kommt es auch, dass die Ältere, Korede, die als Krankenschwester arbeitet und in den Arzt Tade verliebt ist, ihrer Schwester Ayoola zu Hilfe eilt, als diese schon wieder einen Liebhaber mit dem Messer erstochen hat. Ayoola hält sich – wie immer – für unschuldig und hat auch keine Gewissensbisse. Zu zweit beseitigen sie den Leichnam – und das Leben geht weiter. Die wenig anziehende Korede erzählt einem Komapatienten von ihren Abenteuern, die umwerfend schöne Ayoola lässt sich weiter von Männern umwerben. Als sie auf Tade trifft, ist dieser hingerissen und Korede steht vor dem Dilemma: Will sie Tade retten oder sich an ihrer Schwester rächen, weil sie die heimliche Liebe in Gefahr bringt. Kaum hat Ayoola mit Tade angebandelt, hat sie auch schon einen weiteren Liebhaber. Dass das alles zu heftigen Konflikten führen muss, ist klar.

Braithwaite versteht es, in gekonnt servierten Kurzkapiteln die Spannung bis zum Schluss des Buches aufrecht zu erhalten. Aber wie gesagt, neben den Tötungsgeschichten geht es doch vor allem um die Beziehung zwischen zwei ungleichen Schwestern (in einer anderen Kultur), und das erst macht das Buch so richtig lesenswert.

pp. 223