„The Lie of the Land“ hat etwas Viktorianisches an sich, mit all den geheimnisvollen Gebäuden, den geheimnisvollen Beziehungen, den Sünden der Vergangenheit, die sich nicht auf Dauer unterdrücken lassen. Und das Buch hat auch sehr viel Gegenwärtiges, denn dass Lottie, eine Architektin, und ihr Mann Quentin, ein Journalist, sich mit ihren drei Kindern am Land, genauer in Devon, wiederfinden, hat viel mit der Krise zu tun. Beide sind arbeitslos, die Ehe ist zerrüttet (Quentin hat „a zipper problem“), das Haus in London ist nicht mehr leistbar.

Sie leben in Scheidung, Quentin zieht mit ins einsame und unwirtliche Haus am Land, eher seiner beiden kleinen Töchter wegen; und da ist noch Xan, Sohn von Lottie und einem Nigerianer aus einer Kürzestbeziehung; er hat es nicht geschafft, in Cambridge genommen zu werden, und beginnt, in einer Pie-Fabrik zu arbeiten.

Viel Unterhaltsames vom Roman ergibt sich aus dem Kontrast von Stadt und Land. Quentin macht eine hämische Kolumne daraus, Lottie versucht, sich zu arrangieren. Während also alle mit den Umständen kämpfen, spielt sich offensichtlich ein Familiendrama der anderen Art ab – die Tochter der Haushälterin (Quentin will nicht ohne eine auskommen) verfällt zusehends; Xan nimmt Anteil, ein alter Mordfall hält alle in Atem. Quentins Vater, der in der Gegend lebt, liegt im Sterben, allmählich spitzen sich die Dinge zu, noch dazu, wo ein alternder Rockstar, von dem sie das Haus mieten, in die Geschehnisse verwickelt ist.

Craig bietet nicht nur beste Unterhaltung, sie entwirft auch ein Gesellschaftsbild, das sich mit der Stadt-Land-Differenz ausführlich auseinandersetzt. Dies ist umso lesenswerter, als auch hierzulande ein Riss durch beide Hemisphären zu gehen scheint.

Wie Alltag und die Lasten der Vergangenheit hier miteinander verknüpft werden, ist in der Tat meisterliche Erzählliteratur. Lesenswert!

pp. 415