The Limehouse Golem

Autor ACKROYD, Peter

Verlag London: Vintage 2017

Rechtzeitig zum Start des Films wurde Ackroyds Roman „Dan Leno and the Limehouse Golem“ (1994) neu aufgelegt, sodass sich Buch und Film schön vergleichen lassen. (Bill Nighy hätte bei Romantreue wohl eine viel kleinere Rolle gehabt!)

Ackroyd hat das getan, was er meisterlich versteht – einen viktorianischen Thriller geschrieben, der Fiktion und Wirklichkeit aus Trefflichste miteinander vermengt. Wir schreiben 1880/1881, und in London macht ein Vorbote von Jack the Ripper den Bezirk Limehouse zu einem Ort des Schreckens. Die Presse nennt den besonders grausamen Serienmörder in Anlehnung an die jüdische Schreckensgestalt den Limehouse Golem. Wir bekommen den Eindruck, dass ein gewisser John Cree dahintersteckt, dessen Frau zu Beginn des Romans gehängt wird. Mrs Cree, auch als Lambeth Marsh Lizzie bekannt, war vor ihrer Heirat ein allseits bewundertes Varietégirl, das mit der damaligen Komikergröße Dan Leno arbeiten durfte. Leno zählt übrigens auch zu den Verdächtigen, so wie Karl Marx und George Gissing. Ohne einander zu kennen, saßen sie alle im Reading Room des British Museum und wurden in den Fall verwickelt. Geübte Leser/innen werden vor dem Ende die richtige Spur finden, aber Ackroyd kann mühelos die Spannung, die den Roman durchzieht aufrecht erhalten.

Abgesehen von den Begegnungen mit den historischen Figuren ist das Buch eine Liebeserklärung an das Varietétheater der damaligen Zeit, an die Zeit der Darstellung grausamer Morde und die Unterhaltung mit (zotiger) Komik. Gleichzeitig verdanken wir Ackroyd eine kenntnisreiche Darstellung des Lebens in Limehouse; kein Wunder, denn der Autor kann mühelos auf die eigene Expertise zurückgreifen – sein „London: The Biography“ hat immerhin 800+ Seiten. Ein Lesevergnügen – und auch der Film hält sich recht wacker.

pp. 265

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.10.2017
Link
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Kostenpflichtig
nein