We That Are Young

Autor TANEJA, Preti

Verlag Norwich: Galley Beggar Press 2017

Der Roman lag ja schon seit einiger Zeit auf meinem Bald-Lesen-Bücherstoß, Zeit also, ihn in Angriff zu nehmen. Der erste Eindruck bei großen Indien-Romanen ist ja oft: Wie Arundhati Roy, aber nicht ganz so gut.

Taneja, die in Warwick studiert hat, liefert mit ihrem Erstling nicht nur eine komplexe Neuerzählung des Lear-Stoffes, sie bedient auch alle Vorstellungen, die wir so von Indien haben, liefert uns aber ein deutlich differenzierteres Bild, als wir vielleicht erwartet haben.

Der alternde Patriarch Devraj, Vorstand der weit verzweigten India Company, will sein Reich unter den drei Töchtern, der ehrgeizigen Gargi (Goneril), der etwas frivolen Radha (Regan) und der Umweltaktivistin Sita (Cordelia) aufteilen. Sita spielt das Spiel nicht mit, die Tragödie nimmt ihren Lauf. Gargi macht sich zusehends verhasster, Radha kann mit den Intrigen nicht mithalten, Sita verschwindet. Desgleichen verschwindet Jeet, der Sohn von Devrajs Vertrautem Ranjit, der seine eigenen Machspiele spielt und von Radhas Ehemann geblendet wird. Jeet verliert sich in einem Slum, der wie ein Höllenkreis wirkt, trifft dort später auf den entmachteten Devraj, der die Öffentlichkeit gegen seine beiden älteren Töchter aufhetzt. Dem Verschwinden gegenüber gestellt ist das Auftauchen von Jivan, Ranjits unehelichem Sohn, der gerade Boston und die westliche Kultur, vor allem aber seine Freundin, die Indien verstehen will, hinter sich gelassen hat. Er wird eine neue Figur im Machtspiel.

Neben all diesen Verwicklungen findet sich der Kaschmir-Konflikt genauso wieder wie die Fragen nach nationalen Interessen und den Antikorruptionsprotesten von 2011. So viele Details, so viele Ereignisse – und dazwischen immer wieder Essen als Ereignis und als Metapher. Irgendwann geht es einem mit dem Roman wie mit dem Land: Je mehr man sich darin aufhält, desto schwieriger wird es, Buch und Land zu erfassen. Aber die Reise lohnt sich trotzdem. Taneja schmückt ihr Buch mit viel Hindi, mit viel Sachkenntnis, mit viel Lust am Fabulieren.

P.S. Ich habe den Roman während meiner Indienreise gelesen und daraus auch eine Handvoll sehr Nützliches mitgenommen.

pp. 556

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
08.05.2019
Link
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