Was mir gefällt, ist der Schauplatz, denn May siedelt seine Figuren vorwiegend in den Hebriden an, noch dazu auf den Hebriden, wie ich sie gerne kennengelernt hätte: windig und heftig verregnet; als ich zehn Tage dort war, herrschte ein Hitzewelle.

Hier gibt es schöne Stimmungen, aber vorwiegend trübes Wetter, in dem die Protagonisten einsam leben. Niamh and Ruairidh Macfarlane vermarkten Ranish Tweed, eine feine Spielart von Harris Tweed, leben im Nordosten der Insel und sind erfolgreich und glücklich – bis eines Tages ein Auto, in dem Ruairidh und Irina, mit der er angeblich ein Verhältnis hat, in Paris in die Luft gejagt wird. Inspektorin Braque wird mit den Ermittlungen beauftragt und folgt Niamh nach Harris, wo sie mit dem örtlichen Polizisten Gunn herauszufinden versucht, wer Ruairidh ermordet hat.

Was nun folgt, ist ein umfangreicher Roman mit zahlreichen Rückblenden – in die Kindheit des Paares, in die vielen Verwicklungen auf der Insel, zu den Anfängen des Erfolgs etc. Das macht die Lektüre bisweilen etwas mühsam, weil der eigentliche Fall an den Rand gedrängt wird. Geübte Leser/innen haben auch bald einen konkreten Verdacht, finden selbst den ‚final twist‘ nicht ganz neu…

Nichtsdestotrotz ist die Lektüre vergnüglich, weil man viel über Harris und über Tweed und das Modebusiness liest; und weil man Lust bekommt, auf die Hebriden zurückzukehren.

pp. 433