Lovecraft Country

Autor RUFF, Matt

Verlag London: Picador 2018 (US-First 2016)

Was für ein bizarres, unterhaltsames und auch ziemliche kluges Buch! „Lovecraft Country“ spielt in den USA der 50er-Jahre und zeigt auf erstaunliche Weise den selbstverständlichen Rassismus dieser Zeit.

Was braucht man da Ctulhu oder irgendwelche Wesen aus dem Außen, wenn man Rednecks hat, die Furcht und Schrecken verbreiten.
Der Roman, der sich aus einer Handvoll Einzelerzählungen zu einem harmonischen Ganzen fügt, beginnt 1954; Ex-Soldat Atticus Turner wird von einem weißen Polizisten aufgehalten, der ihm den „Safe Negro Travel Guide“, den sein Onkel George herausgibt, abnimmt und dann davonjagt. Atticus ist auf der Suche nach seinem Vater, der in Familienangelegenheiten nach Massachusetts reist, nach Arkham, wie er meint, doch es handelt sich um Ardham. An der Suche sind letztendlich George, Letitia und Atticus beteiligt. Sie finden sich auf dem Anwesen eines Mr Braithwaite, der alsbald von seinem Sohn Caleb erledigt wird, denn der will selbst die Herrschaft über den Geheimorden des Vaters übernehmen. Es folgen wilde Auseinandersetzungen, Caleb ist nicht beizukommen, da er über einen Schutzschild verfügt, Geheimorden bekämpfen einander, nicht zuletzt wegen einer Necronomicon-Version.
Während Letitia ein Haus kauft, in dem der Geist des alten Braithwhaite-Widersachers Hiram Winthrop haust (und mit dem sie einen Deal schließt), macht sich Caleb an Ruby, Letitias fromme Schwester, heran. Er gibt ihr ein Elixier, mit dem sie sich in eine schöne weiße Frau verwandeln kann – eine ungeheure Versuchung für diese Zeit; sie muss bloß ihre Sippschaft für Caleb ausspionieren.
All das gibt nur ungefähr wieder, mit welchen Finessen der Roman aufzuwarten hat. Atticus und Verwandtschaft sind nicht nur den weißen „Herrenmenschen“ gewachsen, als geübte SF und Pulp-Leser/innen, vor allem aber als Lovecraft Experten, sind sie in diesem bizarren Alltag nicht zu schlagen. Als Caleb bittere Rache ankündigt, kann Atticus unbeschwert antworten:
“What?” Braithwhite shouted, looking at them as if they were crazy. “What’s so funny?” But for a long while they were laughing too hard to answer.
“Oh, Mr. Braithwhite,” Atticus said finally, wiping tears from his eyes. “What is it you’re trying to scare me with? You think I don’t know what country I live in? I know. We all do. We always have. You’re the one who doesn’t understand.”
Der Roman ist keine Abrechnung mit dem offenen Rassismus Lovecrafts, er ist vielmehr ein bitter-heiteres Sittenbild, in Pulp getaucht, und erinnert eher an „Get Out“ als an eine bierernste Geheimbund-Geschichte. Sehr empfehlenswert!

pp. 372

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.10.2018
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/lovecraft-country.html
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