Story-Based Language Teaching

Autor HARMER, Jeremy/PUCHTA, Herbert

Verlag Helbling Languages 2018

Was? Sie haben das Buch noch nicht? Nicht einmal in Ihrer Schulbibliothek? Echt jetzt?

Bevor ich es Ihnen ans Herz lege, der Compliance-Hinweis: Ja, ich kenne die Autoren, ja, Herbert und ich „go back a long time“, ja, ich unterstütze vollinhaltlich das Konzept, dass Story-telling ganz wesentlich zu einem guten Fremdsprachenunterricht gehört, ja, wir haben immer geglaubt, dass eine gute Leseentwicklung mit guten Geschichten beginnt.

Trotzdem: Schön ein Buch von zwei ‚alten‘ Haudegen der ELT Szene zu lesen, das nur so überschwappt mit guten Ideen. Aber weil’s bekanntlich ohne Theorie keine Revolution gibt, ist ein ausführlicher Theorie-Teil vorangestellt, der uns beweist, dass das, was wir immer schon vermutet haben, auch auf guten wissenschaftlichen Beinen steht. Wir sind als Spezies „wired for story“ (Cron), wir entkommen dem Geschichtenerzählen einfach nicht, und es wäre grundunvernünftig, dies nicht für EFL zu nutzen – und dabei auch Leben, Unterhaltung, Staunen, Freude, Schauder und Lachen in das Klassenzimmer zu transportieren. Pädagogik und Neurowissenschaft geben dabei einander die Hand und Egans Theorie der intellektuellen Entwicklung wird kurz und einleuchtend vorgestellt. In weiteren Abschnitten diskutieren die Autoren die Frage, was eine gute Geschichte ausmacht (besonders für Sprachlernende) und wo man gute Geschichten findet (hier natürlich). Es folgt ein Abschnitt, der erklärt, wie man Geschichten effektvoll erzählen kann.

Im zweiten Teil geht es ans Praktische - unter Roots and Branches werden zahlreiche Tasks vorgestellt, immer auch im Hinblick auf sprachliche Effizienz. Dann folgen sechs Beispiele fürs Klassenzimmer, Hinweise, wie man Geschichten mit den Schülerinnen und Schülern gestalten kann und ein Kapitel über Digital Storytelling. (Da denk ich immer mit Freude an die zwei Filmversionen von The True Story of Google, die eine meiner Gruppe mal gedreht hat.)

Der Clou aber ist: Diese sechs im Buch abgedruckten Geschichten kann man sich in einem Video ansehen – erzählt von Amy Sutton, Jon Mason, Richard Holden und Matt Devitt (mit hübschem Jane Eyre Hintergrund), alles professionelle Geschichtenerzähler. Drei Geschichten gibt es als Draufgabe, die letzte mit einem Big Book von Matt erzählt (unbedingt anschauen). Mit diesen Videos können Sie nicht nur selbst trainieren, Sie können auch die Talente in Ihrer Klasse teilhaben lassen. Und als Überdrüberdraufgabe finden sich noch zwei Interviews mit Profis, Amy Sutton und Jon Mason.

Jetzt sollte ich irgendetwas bemäkeln, aber viel fällt mir da nicht ein: Okay, Buch und Film vergleichen ist nie ganz fair, weil jedes Medium seine spezifischen Ausdrucksmittel hat; und nicht alle sind von den Neurowissenschaften fasziniert, manche meinen, die produzieren vorwiegend Hirnglobuli. Und in die Bibliographie hätte auch Voglers exzellentes „The Writer’s Journey“ gehört (wegen der Erzählstrukturen).

Aber all das wiegt gar leicht im Vergleich zum Fundus an Theorien, Tipps, Empfehlungen, Hinweisen (kennen Sie z. B. https://textinspector.com/? Oder http://www.wordle.net/?) Bleibt mir nur noch zu sagen:

Was? Sie haben das Buch noch nicht? Nicht einmal in Ihrer Schulbibliothek? Echt jetzt?

pp. 147 (=The Resourceful Teacher Series)

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
04.01.2019
Link
https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/story-based-language-teaching.html
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