The Accident on the A35
Autor MACRAE BURNET, Graeme
Verlag Salford: Contraband 2017
Georges Gorski is back – oder so. Denn allzu viele Seiten hat der Chefinspektor einer öden Provinzstadt (St. Denis) im Elsass nicht.
Nach Macrae Burnets Erstling „The Disappearance Of Adèle Bedeau“ (mit Gorski) und seinem großartigen „His Bloody Project“ (s. Archiv) meldet er sich mit diesem Puzzle, das von Simenon durchwebt ist, zurück. Dabei gibt er wieder vor, nur der Übersetzer zu sein; Autor ist eigentlich Raymond Brunet, der 1992 Selbstmord beging und der das Manuskript vor seinem Tod abgeliefert hat, das Buch aber nicht vor dem Tod seiner Mutter erscheinen lassen will. Gleichzeitig ist Brunets Roman auch zum Teil autobiographisch und verschmilzt mit dem Schicksal des leicht blasierten Sartre-Lesers Raymond Barthelme (17), dessen ungeliebter Vater, der Rechtsanwalt Bertrand Barthelme, mit seinem Auto auf der A35 verunglückt ist. Weder Bertrands Frau Lucette noch der Sohn betrauern den Mann, doch Lucette findet es seltsam, dass er auf der A35 unterwegs war.
Aus einer Laune heraus beginnt Gorski zu ermitteln und muss feststellen, dass Bertrand über seine Club-Treffen gelogen hat. Gleichzeitig hört er von einem Mord an einer Straßburger Prostituierten und verfolgt mit einem Kollegen aus der Großstadt die Spur.
Inzwischen geht Raymond, der im Schreibtisch des Vaters eine Adresse in Mülhausen gefunden hat, auf Erkundungstour. Wer wohnt in der Rue Saint-Fiacre (sic!), wen hat sein Vater dort besucht?
Wie bei Simenon – viel Alltag, viel Trinken und Beobachten, Gorski kämpft mit dem Fall und einer zerrütteten Ehe; sein Kollege behandelt jeden Fall, als wär’s bloß eine Geschichte, die sich erzählen lässt. Raymond lebt seinen Indiosynkrasien. Und Lucette lächelt geheimnisvoll.
Macrae Burnet hat eine interessante Figur geschaffen, und wir dürfen da doch auf mehr hoffen. Auch wenn wir wenig herkömmliche Action bekommen; dass aus den Fällen halt bloß nicht metaliterarische Fallstricke werden.
pp. 256