The Ministry of Utmost Happiness

Autor ROY, Arundhati

Verlag London: Hamish Hamilton 2017

Vor 20 Jahren erschien Roys Erstling „The God of Small Things“, ein exzellentes Beispiel für großes Lesevergnügen. Nun, nach Jahren politischer Aktivitäten, folgt ihr zweiter Roman, und auch dieser ist gut zu lesen, hat aber doch den Beigeschmack von „jo eh“. Aber davon später.

Erzählt werden im Prinzip zwei Geschichten: die von Anjum, die als Aftab geboren wurde, in einem Friedhof in Delhi lebt, viel Zeit ihres Lebens in einer Kommune von ‚hijras‘ verbringt, die als Transgender-Menschen, Hermaphroditen, Eunuchen gelten (die Wahrnehmungen wechseln), und die von Tilo, die nach Kaschmir reist, um ihren einstigen Freund und Liebhaber Musa zu besuchen; dieser ist allerdings stets auf der Flucht, weil er für die Unabhängigkeit Kaschmirs kämpft.

Die bunten Geschichten der beiden Charaktere sind garniert mit so viel Nebencharakteren, dass man sie kaum in Kopf behalten kann. Die glücklichen Momente werden durch zahlreiche Episoden von Brutalität (Kämpfe, Bestrafungen, Vergewaltigungen) konterkariert. Feste, Demonstrationen, Begräbnisse wechseln einander ab, und fast entstünde der berühmte bunte Teppich, wäre da nicht zu viel Flickwerk mit großen politischen Verwebungen. Fast gilt für Roy, was sie über einen der Charaktere sagt: „She wrote strange things down. She collected scraps of stories and inexplicable memorabilia that appeared to have no purpose. There seemed to be no pattern or theme to her interest.”

Es ist anstrengend, den beiden Geschichten, die am Schluss miteinander verknüpft werden, zu folgen, aber es lohnt sich durchaus. Was in meinen Augen viel störender ist, ist das übertriebene Karl-May-Syndrom: Unentwegt werden Begriffe aus Urdu oder Hindi zitiert, unentwegt Zeilen aus diesen Sprachen eingestreut. Soll es die Authentizität erhöhen? Wohl kaum. Das Vergnügen: Ja, vielleicht für die Leser/innen, die Urdu beherrschen. Sonst aber wäre weniger mehr gewesen. Dennoch – Roy gewinnt das Interesse der Leser/innen nicht nur für die Einzelschicksale, sondern auch für die politische Dimension ihres Romans. Und das ist besonders lobenswert.

pp. 438

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
01.08.2017
Link
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