The Relic Master

Autor BUCKLEY, Christopher

Verlag New York: Simon&Schuster 2015

Immer warte ich zu lange, bis ich den neuen Buckley lese, denn immerhin bin ich ein großer Fan von ihm (s. Archiv).

Diesmal liefert er einen äußerst vergnüglichen Abenteuerroman, mit der Begründung, dass die amerikanische Gegenwartspolitik bizarr genug ist, sodass er sich ruhigen Gewissens ins 16. Jahrhundert, genauer gesagt ins Jahr 1517, aufmachen kann.

Dismas stammt aus der Schweiz und ist Reliquienjäger; seine beiden größten Kunden sind Friedrich III. von Sachsen und Albrecht von Brandenburg. Friedrich hat die größte Zahl von Reliquien (ca. 16000), aber Albrecht macht das beste Geschäft damit, denn er arbeitet mit dem Ablassprediger Tetzel zusammen, nicht zuletzt deswegen, weil er den Fuggern Geld schuldet, mit dem er sich beim Papst seine Ämter erkauft.

Dismas, einst ‚Reiselaufer‘, ist ein erfolgreicher Reliquienjäger; er kennt seine Materie und weiß, was da alles an Schindluder getrieben wird, dennoch glaubt er von sich, dass er die echten Gebeine von Soundso, die echte Lanze, die Jesus durchbohrt hat, gefunden hat. Was er nicht hat, was aber Albert gerne hätte, ist das Grabtuch. Das gehört Karl III, Herzog von Savoy, befindet sich in Chambéry und ist ein gutes Geschäft wegen der vielen Pilger.

Dismas ist aber auch mit Albrecht Dürer befreundet; und in trunkenem Zustand beschließen die beiden, Albrecht von Brandenburg zu betrügen. Dürer fertigt ein exzellentes Grabtuch an, hinterlässt aber ein Zeichen seiner Eitelkeit, die Sache fliegt auf, und Dismas findet sich im Verlies wieder.

Friedrich setzt sich für ihn ein (so wie er sich auch für Luther einsetzt), und Brandeburg lässt Dismas frei – legt allerdings als Buße fest: Er muss das Grabtuch aus Chambéry stehlen.

Und nun beginnt erst das richtige Abenteuer. Mit drei schrecklichen Landsknechten machen sich Dismas und Dürer auf den Weg, retten unterwegs ein Mädchen (angeblich eine Hexe), treffen Paracelsus, geraten der italienischen Pilgergruppe um Lorenzo Medici, Herzog von Urbino, in die Quere und müssen halsbrecherische Abenteuer mit vielen Fälschungen und Verkleidungen bestehen (Dürer als Graf!).

Das ist absolut unterhaltsam und spannend wie ein moderner Thriller; dass nicht alles stimmen kann (Dürer wird von Dismas Narziss genannt, ein Wort, das damals nicht existierte), ist völlig egal. Buckley hat, wie das Literaturverzeichnis beweist, gut genug recherchiert. Und wir können nur staunen, was die „Wissenschaft“ von den Reliquien alles beinhaltet. Falls Sie selbst welche suchen – entscheidend ist der Geruch.

pp. 380

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Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
02.07.2018
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https://rezensionen.schule.at/portale/rezensionen/newsletter-fuer-englisch/detail/the-relic-master.html
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