Shardlake ist ein buckliger Anwalt aus dem 16. Jahrhundert, der offensichtlich schon bislang vielen wichtigen Häuptern wichtige Dienste erwiesen hat. Im Roman Nummer 7 schreiben wir das Jahr 1549, und Lady Elizabeth (da gerade mal 15) möchte, dass Shardlake den Fall Boleyn diskret untersucht. John Boleyn ist angeklagt, seine Frau Edith (entfernte Verwandschaft zu Elizabeth) auf grausame Weise umgebracht zu haben. Shardlake reist mit seinem Assistenten Nicholas nach Norwich und wird in den dortigen Aufstand der Kett-Brüder verwickelt. Während er schön langsam offenlegt, dass John Boleyn vermutlich das Opfer einer Intrige geworden ist, an der einige bedeutende Männer Norfolks mitgewirkt haben, wie er mehr und mehr in den großen Aufstand der Brüder Kett verwickelt, der für den Protector Somerset (King Edward VI ist erst elf Jahre alt) zum Problem wird. Shardlake und seine Freunde Nicholas und Barak sehen sich stets dem geltenden Gesetz verpflichtet und versuchen unparteiisch zu agieren; gerade ihre Linientreue macht sie aber für viele Mitmenschen suspekt.

Shardlake ist eine relativ typische Detektivfigur – konsequent, hartnäckig, durch seine körperliche Unzulänglichkeit gleichermaßen bedroht wie beschützt. Als „Zeitzeuge“ erlebt er mit, wie übel dem einfachen Volk mitgespielt wird, und er kann seine Sympathien nur unschwer verhehlen.

Was Sansom macht, ist, uns detailliert mit dem Leben Mitte des 16. Jahrhunderts vertraut zu machen. Der Fall rückt immer mehr in den Hintergrund, die gesellschaftlichen Umbrüche gewinnen an Bedeutung. Man kann sich fragen, ob es wirklich so vieler Details bedurft hätte, aber Sansom wir eigentlich nicht langweilig, auch für Nicht-Historiker/innen bietet sich ein faszinierendes Bild. Als Draufgabe gibt es noch einen 50-Seiten-Essay, der sich mit der kaum beachteten Rebellion-Episode auseinandersetzt. Spätestens ab jetzt lese ich als Fan weiter.

pp. 866