Gerhard Heufler: Design Basics. Von der Idee zum Produkt

Das Buch „Design Basics“ für Studierende führt in die Grundlagen des Industrial Design ein. Industrielle Produkte dienen als Problemlöser. Ausgehend von den komplexen Anforderungen an ein Produkt wird Schritt für Schritt die Struktur des Designprozesses als Problemlösungsprozess aufgezeigt.

Ablauf des Designprozesses (PEP) nach Heufler

 Gerhard Heufler: Design Basics. Von der Idee zum Produkt. 232 Seiten, ca. 380 Abbildungen, Verlag Niggli AG, Sulgen/Zürich 4. Auflage 2012, deutsche Ausgabe ISBN 978-3-7212-0829-0, Preis  € 34,00

Der Verfasser FH-Prof. Dipl. Ing. Gerhard Heufler (1944–2013) war Industriedesigner und Mitbegründer des Studiengangs für Industrielles Design an der FH Joanneum in Graz. Darüber hinaus führte er als international renommierter Designer viele Produkte zur Serienreife und erhielt dafür zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Seine Publikationen „Design-Impulse“ Bd.1 und 2 (2010 und 2011) sowie „Design Basics“ (1.Aufl. 2004 - 4.Aufl. 2012) gelten als Standardwerke für Studierende des Industriedesigns und erschienen auf Deutsch, Englisch und Chinesisch.

„Design Basics“ führt in die Grundlagen des Industrial Design in kompakter Form ein. Dennoch werden alle Faktoren der Planung und Gestaltung von Industrieprodukten berücksichtigt und übersichtlich dargelegt. Der ansprechend gestaltete Band beginnt bei den historischen Wurzeln des Industriedesigns und kommt dann zur begrifflichen Bestimmung: „Industrial Design ist die Gestaltungsplanung von industriell herstellbaren Produkten…, ein Problemlösungsprozess mit dem Ziel, einerseits den Bedürfnissen der Benutzer … und andererseits den …Regeln des Marktes und der wirtschaftlichen Fertigung zu entsprechen...“ (S.17).

      Gleich zu Beginn stellt Heufler auch einige Vorstellungen über das Berufsbild des Industriedesigners richtig: Er ist kein genialer Individualkünstler oder freier Produktgestalter, vielmehr jemand der kreativ ist im Sinne einer ganzheitlichen Problemlösungskompetenz und im Team interdisziplinär arbeiten kann. Er muss „…die Sprache des Konstrukteurs oder Elektronikers genauso gut verstehen können wie die des Marketingexperten oder Ergonomen.“  Der Designer muss alle diese Bereiche einbeziehen können und die Übersicht behalten. Nicht mehr praktisches Kunsthandwerk mit den verschiedenen Werkstoffen wie Holz, Metall, Keramik, Textilien usw. bildet die Grundlage für Ausbildung und Beruf, sondern vielmehr die funktionale Anwendung, sodass sich inzwischen spezielle Berufsfelder des Design herausgebildet haben: Produktdesign (=Konsumgüterdesign), Transportation Design (=Autodesign etc), Fashion Design (=Modedesign), Environmental Design (=Interior-, Möbel-, Ausstellungsdesign)  und Communication Design (=Informationsdesign).

        Produkte sind Träger umfassender Funktionen, die Konsumenten ohne methodisches Wissen nur intuitiv und oberflächlich erfassen können. Ausführlich wird daher im 2.Kapitel die Produktgestaltung aus der Sicht des Konsumenten beleuchtet und die Kriterien der Produktanalyse auf der Benutzer-, Betrachter- und Besitzerebene ausgeführt. Umgekehrt verkauft sich aus der Sicht des Produzenten ein gut gestaltetes Produkt wesentlich besser. Design ist eine wichtiges Verkaufs- und Werbeargument, es macht technische Innovationen auch äußerlich „sichtbar“ und kann einer Firma eine strategische Identität  verschaffen (Kap.3).

   Der Designprozess (Produktentwicklungsprozess  - PEP) ist das eigentliche Thema des Buches (Kap. 4). Insgesamt erstreckt er sich von der Geschäftsidee eines Produkts bis zu dessen erfolgreichem Markteintritt.  Aufgrund der marktwirtschaftlichen Konkurrenzsituation unter den Firmen kommen darüber nur wenige Informationen an die Öffentlichkeit. Der komplexe Prozess besteht aus einer Abfolge von mehreren regelkreisartigen Zyklen:

      -  Phase 1 – die Produktplanung – erfolgt auf der Basis der Produktfunktionen-Analyse (nach Kap.2), der Marktsituation, der Zielgruppendefinition (z.B. durch das Anfertigen von „moodboards“) und der Geschäftsstrategien, welche resultierend im sog. Design-Briefing zusammengefasst werden, einer Aufgabenstellung mit  stichwortartiger Beschreibung der erwünschten bzw. nicht erwünschten Produkt-Anforderungen.

       - Sehr genau werden im Buch die folgenden Arbeitsphasen 2 bis 4 behandelt. Sie bilden die Arbeitschwerpunkte des Industriedesigners,-  zunächst die Konzeptphase (Phase 2), in der möglichst viele verschiedene Lösungsideen in Form von Skizzen und Strukturmodellen erstellt werden müssen. Bei diesen Roh-Konzepten müssen die Gesamtfunktion, deren  Elemente mit ihren technischen Teilfunktionen sinnvoll angeordnet sein. Die sich ergänzende Zusammenarbeit des Designers, des „intuitiven Generalisten“,  mit dem Konstrukteur, dem „rationalen Pragmatiker“,  ist dabei unerlässlich.

         -  Aus den verschiedenen Rohkonzepten der Phase 2 werden nun in Phase 3  genaue, maßstabsgerechte Entwürfe (vorwiegend mit Hilfe von 3D-CAD-Software)  entwickelt und teilweise schon funktionstüchtige Präsentationsmodelle ausgearbeitet. Dabei werden neben dem Designmodell zur praktischen Überprüfung von Details auch technische Funktionsmodelle und Ergonomiemodelle angefertigt.

         -  Nachdem sich die bisherige Designerarbeit allein auf das Produkt und dessen Eigenschaften konzentrierte, rückt nun in der Phase 4 „Optimieren und Ausarbeiten“ der industrielle Fertigungsprozess in den Vordergrund. Das Produkt muss für die Fertigung vorbereitet werden, indem es in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht genau überprüft und optimiert wird. Das Designmodell wird von der Entwicklungskonstruktion in eine wirtschaftlich realisierbare Fertigungskonstruktion überführt, sodass am Ende ein voll funktionsfähiger Prototyp gebaut werden kann. Dieser Prototyp wird in der Folge getestet, neuerlich optimiert und schließlich – versehen mit passenden Arbeitsanweisungen und Werkzeugen zur Produktion freigegeben. Die Nullserienproduktion kann anlaufen.

       Der Autor veranschaulicht im Kapitel 5 den Designprozess von der Idee bis zum Präsentationsmodell anhand einer  Reihe von Fallbeispielen kleinerer und größerer Produkte, von der PET-Flasche bis zur Cargo-Lokomotive "Mammut" und zur Kompostwendemaschine „Topturn X53“. Diese ausführliche Dokumentation ist nur möglich, da er ausschließlich Studienarbeiten der FH Joanneum verwendet, die allgemein zugänglich sind und nicht dem Betriebsgeheimnis unterliegen. Ein Anhang mit einem kleinen Lexikon der Designsprache ("briefing“, „moodboard“, „redesign“, „rendering“ usw.), Angaben zur Fachliteratur, Design-Zeitschriften und Links schließen diesen rundum informativen Band ab.

Das Buch bietet eine professionelle Einstiegshilfe in das Thema „Industriedesign“. Da es Abbildungen nicht einfach leblos aneinanderreiht, sondern auch die dazugehörigen Geschichten erzählt, sind komplexe Abläufe auch für den Laien durchaus verständlich.

zu Phase 2: Konzept-Skizze zweiteilige Türen Kompaktwagen-Studie "Volvo Bjur"
zu Phase 3: Arbeit am Clay-Modell Kompaktwagen-Studie "Volvo Bjur"

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
25.08.2015
Link
https://tew.schule.at/portale/werken-technisch/medien/detail/gerhard-heufler-design-basics-von-der-idee-zum-produkt.html
Schulstufe
Sekundarstufe I (5. bis 8. Ausbildungsstufe)
Sekundarstufe II (9. bis 13. Ausbildungsstufe)
Kostenpflichtig
nein