Wie gut kennt mich Facebook

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Kaum eine Diskussion wird so lebhaft geführt wie jene, wie gut Facebook über seine Nutzer Bescheid weiß. Rein theoretisch kann man das zwar selber nachschauen, die Infos sind aber gut versteckt. Ein Chrome-Plugin kann dabei helfen.

Es sind etwa zwei Milliarden Nutzer, von denen Facebook in der einen oder anderen Form Daten sammelt und speichert. Sei es nun, dass jemand ein Like auf Facebook selber vergibt, Facebook-Daten zur Anmeldung auf Diensten wie Spotify verwendet, WhatsApp oder Instagramm benutzt oder einfach dadurch, dass Facebook ja auch Daten von Datenhändlern zukauft. Durch diese Vorgangsweise kann Facebook seinen Werbekunden einen bunten Strauß aus etwa 1.300 Kategorien anbieten, in welche die eigenen Nutzer eingeordnet werden. Werbetreibende haben somit die Möglichkeit, unglaublich genau festzulegen, für welche Personengruppen die eigene Werbung angezeigt werden soll. Ein Beispiel: ich will als Werbegruppe alle Personen haben, die ein eigenes Haus besitzen, eine Kreditkarte verwenden, mindestens einmal pro Monat übers Internet Waren bestellen und klassische Musik bevorzugen. Oder: ich will Werbung schalten für alle Personen, deren Auto älter als sieben Jahre ist, die eine hohe Kreditwürdigkeit besitzen und im Internet kürzlich Autotestberichte angesehen haben. Wie man sieht, sind das alles schon sehr spezifische und exakte Kategorisierungen - und Facebook kann diese wahrscheinlich auch anbieten.

Die eigenen Kategorien

Man muss nun fairerweise dazusagen, dass Facebook selber die Möglichkeit bietet, herauszufinden, in welche Kategorien man eingeordnet worden ist. Der Weg dahin ist allerdings ein wenig verschlungen. Man muss in den Einstellungen auf den Punkt Werbeanzeigen, dort wissen, dass man den vierten Punkt auswählen muss und nach dessen Auswahl die Einstellungen für Werbeanzeigen aufrufen kann. "ProPublica" hat nun allerdings einen etwas einfacheren Weg erstellt - nämlich über ein Chrome-Plugin. Dieses trägt den sprechenden Namen "What Facebook thinks you like". Installiert man sich dieses Plugin und ruft dann Facebook auf, kann man auf den kleinen blauen Button neben der Adresszeile klicken und bekommt daraufhin angezeigt, in welche Kategorien man von Facebook gesteckt wurde. Und hier kann es nun passieren, dass man eine kleine schizophrene Reise beginnt.

Ein zweischneidiges Schwert

Klickt man sich ein wenig durch die Kategorien durch, ist man oft überrascht, wie zielsicher die Einschätzung von Facebook ist. Jeder Klick, den man macht (und der muss nicht einmal auf Facebook selber sein), wird in der Datenbank gespeichert und trägt zur Profilerstellung bei. Gleichzeitig erkennt man dabei aber auch, dass es durchaus auch mal passieren kann, dass der Algorithmus so richtig danebenliegt. Was einem dann anfangs noch lustig erscheint (warum bitteschön soll ich zum Beispiel auf RTL und Dance-Music stehen), wird aber dann schnell zum Bumerang. Dann taucht nämlich die Frage auf: warum glaubt Facebook das über mich? Was habe ich denn bloß getan, um diese Kategorisierung zu "verdienen". Durch die Verwendung des Plugins kann man ProPublica übrigens auch helfen, zu eruieren, wie genau die Einschätzungen von Facebook sind. So lässt sich mit einer ausreichend großen Kontrollgruppe vielleicht auch aufzeigen, dass die Macht von Facebook gar nicht so allumfassend ist, wie man oft glaubt.

ABER...!!!

So spannend dieses Plugin und der damit verbundene "Forschungsansatz" auch ist, so muss man doch auch etwas Kritik anbringen. Nämlich in der Form, dass man nur schwer versteht, warum die Datensammelwut eines Unternehmens angeprangert wird - gleichzeitig gibt's diese Funktion aber nur mittels eines Plugins für einen Browser, der von der anderen großen Datenkrake im Internet (nämlich Google) produziert wird. Hier wäre vielleicht ein Firefox-Plugin wünschenswerter.

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