Der innere Schweinehund bleibt zu Hause.

Durch die lockere Gestaltung, die eingestreuten Geschichten, Karikaturen ist das Buch einer breiten Leserschicht zugängig.


Autor:Bienenstein S
Verlag: Wien: Kneipp
Erschienen: 2015

Zum Inhalt

 

Inhalt und Intention des Buches sind bereits im Titel angekündigt: "Der innere Schweinehund  ist eine Metapher für  unsere Widerstände, Blockaden und Schwierigkeiten, Idealen und Vorgaben zu entsprechen. Er ist ein Konstrukt, welches uns erlaubt, unliebsame Anteile zu projizieren. So hat er es sich in unseren eigenen, persönlichen und  intimen Bereichen gemütlich gemacht. Er hat geholfen, eine vielleicht gemütliche, manchmal destruktive Komfortzone zu bauen. Wenn man nun beginnt, diese Komfortzone zu verlassen, um sich Veränderungsprozessen zu unterziehen, dann bleibt er eben dort, er bleibt zu Hause." (persönliche Mitteilung des Autors). Man soll nicht versuchen, diesen Schweinehund- Selbstanteil abzutöten, sondern akzeptieren, dass es ihn gibt, ohne sich aber mit ihm viel einzulassen.
Motivation ist die innere Bewegung, die uns dazu bringt, die Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu erwerben. Vorsätze sind persönliche Leitsätze, die dazu verhelfen, auf Veränderungskurs zu bleiben. Vorsätze müssen verwirklicht werden, sonst bleiben sie Gedankenspiele. Diese Realisierung ist nicht immer leicht erreichbar: Wir müssen lernen, die notwendigen Veränderungen unserer Lebensweisen Schritt für Schritt vorzunehmen. Soweit das Programm, das schon im Titel gespeichert ist.

Bei den nun geschilderten Veränderungen  spielen innere Glaubens bzw. Verhinderungssätze eine zentrale Rolle. Das Konzept der inneren Sätze, persönlichen Überzeugungen, Meinungen über sich selbst, Zweifel, Zögerlichkeiten, überfordernden  Perfektheitsansprüche  entstammt den kognitiven Therapien. Auf Seite 52f bringt der Autor eine Übersicht über die Strategien des inneren Schweinehundes (vorgeschobene Gründe, Aufschieberitis, Glaubenssätze usw.), woran man sie erkennt, Beispiele und die Suche nach Alternativen unter "besser wäre".

Bienenstein entwirft pointierte  Charaktertypen wie den Krieger, Unzufriedenen, das Gewohnheitstier, und beschreibt teilweise, wie diese Haltungen Veränderungen behindern bzw. wie sie überwunden werden können. Der Autor sammelt die Typen unter verschiedenen Überschriften, es gibt Typen, bei denen die Verzögerung hervorsticht, oder die Gefühle dominieren. Es gibt aber auch die Beschreibung der Welten, in denen der Schweinehund sich aufhält: Essen, Lernen, Sport, Alkohol etc. Zum Essen bringt der Autor wieder eine Tabelle mit typischen Kennzeichen, Beispielen und Alternativen (Seite 80f). Das Buch wird durch 82 Tipps abgerundet, die viel Wissen, praktische Impulse und Übungen enthalten. Das Tagebuch eines jungen Mannes mit der Schilderung seines Alkoholproblems ist auch sehr nachdenklich machend.
Das Buch will kein Fachbuch sein, es verzichtet auf Fußnoten, Literaturhinweise, Referenztheorien; es weist auch keine stringente Systematik auf. Dafür aber vermeint man, in ein interessantes Gespräch mit dem Autor verwickelt zu sein, und nimmt im Vorübergehen viele - darunter auch wissenschaftlich fundierte-Anregungen auf. Durch die aufgelockerte  Gestaltung, die eingestreuten Geschichten, die bezeichnenden Karikaturen wird das Buch für eine breite Leserschicht attraktiv. Noch etwas: Die beschriebenen Typen sind nicht "in Stein gemeißelt", man fühlt sich selbst versucht, selbst erfahrene Typen zu skizzieren. Nur zu! Der Autor ermutigt :" Warten Sie nicht auf den passenden Moment- erzeugen Sie ihn!" Es ist sicher, dass die Leser sich entweder selbst in der vorhandenen Typengalerie entdecken oder "sich selbst entwerfen" - nicht verbissen, sondern vergnüglich, wie das  ganze Buch!

Meta-Daten

Sprache
Deutsch
Anbieter
Education Group
Veröffentlicht am
15.10.2015
Link
https://www.edugroup.at/bildung/paedagogen-paedagoginnen/rezensionen/detail/der-innere-schweinehund-bleibt-zu-hause.html
Kostenpflichtig
nein