Erhebung zum Einsatz digitaler Technologien in europäischen Schulen

Schüler und Lehrer sind an digitalen Medien interessiert, die Anzahl der Computer hat sich seit 2006 verdoppelt und die meisten Schulen verfügen nun über eine Internetanbindung, die konkrete Nutzung der IKT und die digitalen Kompetenzen weisen jedoch ein sehr unterschiedliches Niveau auf.

Diese Kompetenzen und die Unterstützung für die Lehrer, die sie aufbauen sollen, müssen umfassend ausgebaut werden. Dies geht aus einer von der Kommission veröffentlichten Erhebung zum Einsatz digitaler Technologien in europäischen Schulen hervor.

Wichtigste Ergebnisse der Studie

  • Von den neunjährigen Schülerinnen und Schülern besucht nur eine/r eine mit digitalen Technologien sehr gut ausgerüstete Schule, die über neue Geräte, eine schnelle Breitbandverbindung (>10 Mbit/s) und eine hohe Konnektivität (Website, E-Mail für Schüler und Lehrer, LAN, virtuelles Lernumfeld) verfügt.
  • Nur die Hälfte der 16-Jährigen besucht eine solche gut ausgestattete Schule.
  • 20 % der Schülerinnen und Schüler weiterführender Schulen haben nie oder fast nie einen Computer im Unterricht benutzt.
  • IKT-gestütztes Lernen findet häufiger statt, wenn die Schule eine gezielte offizielle IKT-Politik verfolgt.
  • Es bestehen deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Die Schulen in Skandinavien bzw. den nordeuropäischen Ländern sind am besten ausgerüstet (Schweden, Finnland, Dänemark), während in Polen, Rumänien, Italien, Griechenland, Ungarn und der Slowakei geeignete Geräte am ehesten fehlen.
  • Laptops, Tablets und Netbooks ersetzen in vielen Schulen Tischcomputer.
  • Unzureichende Ausrüstung bedeutet nicht mangelndes Interesse: Einige der Länder, die die intensivste Computernutzung verzeichnen, sind am schlechtesten mit Computern ausgestattet (z. B. Bulgarien, Slowakei, Zypern und Ungarn).
  • Es ist sehr wichtig, dass die Schüler sowohl zu Hause als auch in der Schule Zugang zu IKT-Technologien haben.
  • Nach Auffassung der meisten Lehrer ist eine völlig neue Strategie erforderlich.
  • Die Lehrer stehen dem Einsatz von IKT für den Unterricht bzw. das Lernen im Allgemeinen positiv und zuversichtlich gegenüber. Diese positive Einstellung der Lehrer ist ein zentraler Faktor: Für die Entwicklung digitaler Kompetenzen und Kenntnisse bei den Schülern sind kompetente und positiv eingestellte Lehrer wichtiger als die modernste Ausrüstung.
  • Allerdings ist eine IKT-Schulung der Lehrer selten vorgeschrieben, weshalb die meisten Lehrer ihre Freizeit für den Erwerb dieser Kompetenzen opfern.
  • Außerdem verwenden Lehrer Computer häufiger für die Vorbereitung des Unterrichts als im Unterricht selbst.

Hauptbericht und Länderergebnisse

Empfehlungen der Studie

  • Ein integrierter Ansatz für den IKT-gestützten Schulunterricht ist notwendig. Ein solcher beinhaltet nicht nur Investitionen in die Infrastruktur, sondern auch verstärkte Investitionen in die Lehrerausbildung, Auszeichnungen für Lehrer, die IKT im Unterricht einsetzen und die Schaffung von IKT-Koordinatorenstellen.
  • Auf EU-Ebene wird empfohlen, dass die Kommission auf die Verringerung der Unterschiede beim IKT-gestützten Unterricht in den einzelnen Ländern hinarbeitet, Projekte für neue Unterrichtskonzepte auf der Grundlage digitaler Technologien sowie die Bereitstellung hochwertiger digitaler Unterrichtsmittel für Lehrer unterstützt und die Fortschritte beim Einsatz digitaler Technologien und bei den digitalen Kompetenzen regelmäßig beobachtet.

Neelie Kroes, die für die Digitale Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission, erklärte dazu: „IKT-Kompetenzen und -Ausbildung müssen allen Schülern und Lehrkräften offenstehen, nicht nur einigen wenigen Privilegierten. Junge Menschen sollten von Anfang an in der Schule mit IKT in Kontakt kommen, und wir brauchen Lehrer, die mit der Materie so vertraut sind, dass sie diese Kompetenzen weitergeben können.“

Androulla Vassiliou, EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend, sagte: „Wir müssen mehr in die Entwicklung und Nutzung von IKT in den Schulen investieren. In Europa wird erst dann wieder ein nachhaltiges Wachstum einsetzen, wenn unsere Bildungssysteme hoch qualifizierte IKT-Fachleute und -Arbeitskräfte hervorbringen, die zur Innovation beitragen können und über Unternehmergeist verfügen.“

Marc Durando, der Direktor des European Schoolnet, äußerte sich wie folgt: „Die politisch Verantwortlichen und die Schulleiter sollten sich vorrangig um konkrete Maßnahmen in den Schulen bemühen, um den Einsatz und die Integration von IKT im Unterricht zu unterstützen, und durch neue Lernmodelle wie Online-Gemeinschaften und Blended Learning (d. h. die Kombination herkömmlicher Lernmethoden mit dem Online-Lernen) den Kapazitätsaufbau voranzutreiben.“

Die nächsten Schritte

Diese Ergebnisse und Empfehlungen werden in die Maßnahmen im Rahmen der Digitalen Agenda zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen aller Europäer eingehen, die den Bürgern die uneingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen sollen. Sie werden der Großen Koalition für digitale Arbeitsplätze – siehe IP/13/182 – dienen (die u. a. MOOC (Massive Open Online Courses/offene Online-Kurse mit sehr vielen Teilnehmern) für Lehrer sowie Anreize und Koordinierungsmaßnahmen bei der IKT-Schulung von Lehrern fördern will) und weitere Initiativen der Kommission unterstützen (z. B. die Strategie „Neue Denkansätze für die Bildung" und den geplanten Vorschlag zur Öffnung des Unterrichtswesens „Opening Up Education"). Mit diesen Initiativen soll sichergestellt werden, dass die nachfolgenden Generationen wissen, wie man in einer vernetzten Gesellschaft agiert, in der Unternehmen, das Internet und die Menschen miteinander verknüpft sind. So sollen Innovationsgeist, unternehmerische Initiative und IKT-Kompetenzen gefördert werden, die Partizipation und Kreativität in der Gesellschaft steigern.

Hintergrund

Das European Schoolnet und die Universität Lüttich führten die Studie durch. Dies ist die dritte europaweite Erhebung zu IKT in Schulen. Zum ersten Mal wurden jetzt auch Daten erhoben, die die Schüler direkt betreffen. Bei der letzten Studie (eEurope 2005) ging es im Wesentlichen um die Bereitstellung von Infrastruktur. Diese Studie behandelte auch die Art und Weise der IKT-Nutzung, die Wahrnehmung von IKT und die IKT-Kompetenzen. Die Erhebung fand zwischen Januar 2011 und November 2012 statt. In vier Ländern (Deutschland, Island, Niederlande und Vereinigtes Königreich) war die Antwortquote zu gering, um zuverlässige Schlüsse ziehen zu können, daher stützen sich die Ergebnisse auf die über 190 000 Antworten aus den übrigen 27 Ländern.

Patricia Wastiau, Principal Adviser for Research and Studies at European Schoolnet, discusses the publication of the 'Survey of Schools: ICT in Education' report, released on 18 April 2013, which examines the level of use of ICT in teaching and learning across Europe.

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Quelle: Pressemitteilung der Europäischen Kommission europa.eu